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Reiseberichte Allgemein/Sonstiges
2016-07-23 | gunda
Reisebericht Ostsee rund - über Polen, das Baltikum, Finnland zu den Aland Inseln. Durch Schweden zurück
13.6. Wir machten uns bei durchwachsenem Wetter auf den Weg vom Fischland in MV nach Mielno in Polen. Mehr als 400 km sollten es am Tag nicht werden. Darum konnten wir nicht den direkten Weg von Stettin zu den Masuren wählen. Zu wenige Campingplätze, auf Stellplätze ohne Bewachung mögen wir zwei "alten" Frauen uns nicht stellen. Also von Stettin zur Ostseeküste nach Osten. Unser Navi tobte sich aus und schickte uns über alle kleinen Dörfer. Wir erlebten alle Arten von Staßen, von gut bis schlecht. Allgemein sind in den letzten Jahren die Straßen schon sehr viel besser geworden, nur in den Randgebieten von Großstädten finden sich noch zum Teil katastrophale Vehältnisse.
Unser Tageziel war Mielno, CP Na Granicy, auf einer Landenge am See, zum Ostseestrand ca. 400 Meter. Der Stand, wie ÜBERALL in Polen, feinsandig und breit.
Das bei Polen offensichtlich beliebte Seebad noch sehr "sozialistisch" angehaucht. Wird erst zögerlich renoviert. Die Restaurants zum Teil geschlossen, da noch keine Saison, auf dem CP kaum Betrieb.
Am 14. 6. führte uns der Weg an der Ostseeküste entlang Richtung Danzig. Es regnete mehrfach und der Verkehr nahm zu. Vor Danzig auf die Autobahn, leider gerieten wir für eine Stunde in einen Stau. Als wir endlich Danzig hinter uns hatten, fuhren wir weiter Richtung Elbing. Leider führte die an sich erfreuliche Tatsache, dass dort eine neue Autobahn gebaut wird, zu weiteren Staus und stockendem Verkehr, die Baustelle ist riesig lang. Das nächste Mal würden wir doch irgendwie direkt von Stettin nach Osten fahren.
An einer Tankstelle, vor allem für LKW, fanden wir einen landestypischen Imbiss, wo wir für 20 zt (Ca. 5 Euro) frisch hergestellte Pelmenis, die für zwei Mahlzeiten reichten.Nach ungefähr 350 km erreichten wir Katno bei Ostroda, mitten in Masuren. An einem schönen, stillen See fanden wir den CP Katno, einen kleinen Fmiliencampingplatz, mit Badestelle, Kajakverleih, Grillhütte und einer kleinen Bar. Absolut still und friedlich.
Weiterer Regen begleitet uns am 15.6. durch Masuren. Die Landschaft ist wunderschön, die Störche kaum zu zählen.Die vielen LKW Richtung Baltikum erweisen sich als etwas hinderlich, aber alle müssen dieselbe Straße benutzen.
Trotzdem finden wir am frühen Nachmittag unseren CP an einem ruhigen See nach 260 km bei Suwalki in der inzwischen berühmten "Suwalkilücke". Das ist eine schmale Stelle zwischen dem russischen Ostpreußen und Weißrussland. Hier zeigt sich verstätkt die Nato, um Russland bewusst zu machen, dass man nicht gewillt ist, eine Sperrung diesen Gebietes durch Russland hinzunehmen. Uns ermöglicht das Gebiet problemlos und ohne Pass das Baltikum zu betreten/befahren.
Der CP U Haliny Wigry liegt unmittelbar neben der Wallfahrtskirche Wigry, ist sehr schlicht, hat aber eine sehr schöne Lage und eine urwüchsige preiswerte Küche.
Am 16.6. stellen wir zuerst einmal die Uhren 1 Stunde vor, von nun an haben wir die osteuropäische Zeit. Wir machen uns auf den Weg nach Riga, ca. 400 km, und reihen uns in die Reihe der unzähligen LKW ein, die ebenso wie wir ins Baltikum fahren. Ich rüste mich seelisch auf die Begegnung mit diesen Riesen, die in Litauen und Lettland die Straßen unsicher machen, das muss man so sehen. Da sie wohl unter permanenten Zeitdruck stehen, überholen sie auf Teufel komm heraus.Man muss damit rechnen, dass sie vor Kurven und Kuppeln überholen. Wenn dann von vorne Fahrzeuge kommen, treten die Fahrer grundsätzlich die Flucht nach vorne an. Also Obacht, den Fuß auf der Bremse, sonst liege ich im Graben. Zum Glück ist die Straße in Litauen inzwischen verbreitert und übersichtlicher, was die Situation doch entschärft.
Am Nachmittag erreichen wir Riga. Wie beim letzten Mal kreiseln wir erstmal etwas ratlos in der Stadt herum, unsere "Frau Müller" entscheidet sich grundsätzlich zu spät dazu, uns das Abbiegen anzukündigen. Schließlich erreichen wir doch den CP Riga City Camp, einen Stadtplatz, der sich bei den Messehallen befindet und nur im Sommer betrieben wird.
Ein gutes Angebot des Cp ist die tägliche Stadtrundfahrt mit dem CPeigenen Bus. Ich genieße am nächsten Tag einen großen Gang mit dem Hund, während Heidi sich auf die Rundfahrt begibt. Nachmittags gönnen wir uns - leider bei Regen- eine Taxifahrt in die Stadt. Wir haben große Probleme, dem Taxifahrer mitzuteilen, dass wir die Markthallen besuchen wollen. Der lettische Fahrer hatte null Fremdsprachenkenntnisse. Eine hilfsbereite Passantin half uns auf den Weg, hatte ihm aber gesagt, wir wollten zu einem großen Einkaufszentrum. Zum Glück konnte ich ihn zum Anhalten bewegen, als die Markthallen, ehemalige Zeppelinhallen, in Sicht kamen.Die Fahrt kostete 5 Euro. Wir durchstreiften die riesigen Hallen, in denen Fleisch, Fisch, Käse, Gemüse und Obst auf das Appetitlichste angeboten wurde. Rundherum buhlten die unterschiedlichsten Stände um die Gunst der zahlreichen Kunden: Kleidung, Taschen, Früchte, Filzwaren, der reinste "Polenmarkt", bunt und lebendig. Wir haben es genossen. Schnell noch ein paar Souvenirs unter anderem den berühmten Balsam, einen Kräuterschnaps. Dann zurück zum Platz, wo seltsame Dinge vorgingen. Man demontierte alle möglichen Dinge, unter anderem einen riesigen Pavillon, der es Zeltern ermöglichte, geschützt zu sitzen und zu essen. Des Rätsels Lösung: am Abend zog ein gewaltiger Sturm auf, der uns am anderen Morgen zahlreiche Bäume auf der Staße bescherte.
Der 18.6.begleitete uns noch eine Menge Wind. Die Straße nach Tallinn lief aber die meiste Zeig geschützt durch waldiges Gebiet. Uns hätte höchstens ein Baum aufs Dach fallen können. Aber wir hatten Glück. Der Verkehr wurde weniger, die Staße führte in der Nähe des Strandes nach Norden. Das Meer sah man aber so gut wie nie, weil es den Küstenwald gibt.
ca. 300 Kilometer später erreichen wir Tallinn, leider im Regen. Unser CP Pirita liegt außerhalb im Yachthafen von Pirita. Dieser Standort war 1980 Schauplatz der Segelwettbewerbe von den Olympischen Spielen in Moskau. Inzwischen haben die privaten Yachtbesitzer von Tallinn die Liegeplätze übernommen. Aus den Unterkünften ist ein Hotel geworden. Die Womos stehen praktisch direkt an der Kaikante. Gut, es gibt Strom, aber die Sanitärsituation ist traurig. Im Grunde bezahlt man 20 Euro für Strom und Bewachung. Duschen kostet ohnehin extra. Man kann durchaus auf dem Parkplatz davor stehen, die Duschen sind vor der Schranke, das Geld (WC ist auch da) kommt in die Tür.
Zum Yachthafen gehört ein kleines Restaurant, wo man Pizza und Hamburger bekommt. Ein Supermarkt ist fußläufig zu erreichen.
Es regnet.
Am nächsten Morgen regnet es immer noch. Zuerst trifft uns die Nachricht: Die Toilette funktioniert nicht mehr, der Hebel, der den Inhalt der Schüssel in den Fäkaltank befördert, ist kaputt. Vertrauend auf meinen Status als alte Frau gehe ich von Womo zu Womo, bis ich eine kundige mitfühlende Seele finde. Leider lässt sich keine Abhilfe schaffen. Dank Wlan und Handy finden wir aber eine Werkstatt in Tallinn, die wir am nächsten Morgen aufsuchen wollen.
So machen wir uns, ausgerüstet mit Regenjacke und stabilem Schuhzeug (Kopfsteinpflaster) per Taxi auf in die Innenstadt. Wir lassen uns in die Oberstadt bringen, wo wir zuerst die Russisch Ortohdoxe Kirche besuchen, die uns angemessen beeindruckt.Inmitten von gefühlten tausenden Kreuzfahrern erobern wir die Oberstadt, blicken auf die spektakuläre Aussicht und stolpern dann die schmale Gasse in die Unterstadt hinunter, wo wir die alten hanseatische Gebäude bewundern und das jahrhundertealte Rathaus. Leider spuckte uns ein übervoller Finne zur Begrüßung sein Bier vor die Füße. War ja nicht schlimm, es regnete ja. Und er war nicht der einzige. Gerade am Wochenende ist Tallinn immer ein Ziel für die trinkfreudigen Finnen.
Tallinn kann man sehr gut zu Fuß erobern, alles ist in fußläufiger Entfernung. Ein Tipp ist der "Wollmarkt" an der Stadtmauer. Hier werden die Strickwaren verkauft, die die älteren Frauen zur Aufstockung ihrer Rente in den Dörfern herstellen. Große Auswahl, gute Preise. Und man gibt sich Mühe, Englisch zu sprechen. Dort gehe ich nie ohne ein Stück fort.
Noch einen Kaffee im Peppersack, einer angesagten Lokalität, sehr schön. Das Essen in der "Ole Hanse" haben wir uns vekniffen. Da ist es uns zu teuer, wenn auch das Wikingeressen sicher lustig ist.
Abends zum Glück schönes Wetter. Der Hund freut sich über einen ausgiebigen Spaziergang. Wir genießen den Blick auf die Stadt.
Am anderen Morgen (20.6.)führt uns "Frau Müller" zu der Werkstatt, die sich unserer Toilette annehmen soll. In einem Gewerbegebiet finden wir eine blitzsaubere Firma, die mit Wohnwagen und Womos handelt, dazu Campingartikel. Ein gut Englisch sprechender Mann schaut sich das Problem an und löst es sofort und kundig. Sehr freundlich und hilfsbereit. Wir zahlen freudig 19 € und fahren zum Hafen von Tallinn.
Dort erwartet uns ein Phänomen, das ich so noch nicht erlebt habe: Tausende Menschen bewegen sich von und zu den Schiffen. Jede Stunde legt ein Schiff ab, zum Teil farbenfroh, wie nie gesehen. Im Hafengelände zahlreiche Shops mit billigen Textilien und anderem Tand. Alles gut besucht. Dazu Restaurants, Cafes und Imbisse. Es ist, wie man so sagt, der Bär los. Wir checken ein und stehen bald vor dem Schiff. Ein gestrenger Mann kontrolliert, ob ich auch wirklich das Gas abgedreht habe. Dann düfen wir an Bord. Vor uns haben hunderte Passagiere über die langen Gangways das Schiff geentert. Auf dem Schiff empfängt uns eine Riesenparty. Disko, Tanz, Chillareas. Alle Leute fröhlich und in jedem Stadium der Trunkenheit. Nach dem Ablegen werden die Shops gestürmt. 10 Paletten Bier pro Passagier ist der Schnitt, die Damen tragen Container mit Wein. Des Rätsels Lösung: Das Preisgefälle der Alkoholpreise ist zwischen Finnland und Estland enorm. Man darf 110 Liter Bier mitnehmen. Mitsommer steht bevor und so nutzen die Finnen die Gelegenheit, einen Tagesausflug nach Tallinn zu machen. So viel Bier wie trag- oder rollbar, der Alkohol im Bauch ist zollfrei! Wir verabschieden uns diskret ins Restaurant, wo man friedlich und ruhig sitzt und speist. Unsere Weinvorräte sind längst in Deutschland verstaut.
Gegen 21Uhr kommen wir in Helsinki an. Ausnahmsweise werden wir auf einem Parkplatz im Zentrum Helsinkis übernachten am Kauppatori (Marktplatz) direkt am Hafen. gibt es einen gebührenpflichtigen Parkplatz, der von 21 Uhr abends bis 9 Uhr morgens frei ist. Wir standen ganz allein dort, es legte bald 30 Meter von uns entfent ein Schnellboot der Marine an. Wir fühlten uns gut bewacht. Es gab sogar ein WC. Morgens öffnete das Fährterminal der Schnellfähre nach Tallinn, da konnte man auch zur Toilette.
Abends unternahmen wir bei schönstem Wetter noch einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt. Die Sehenwürdigkeiten liegen alle fußläufig.
Am 21.6. verließen wir Helsinki bei Sonne Richtung Turku. Das sind nur 180 km. Unterwegs erkundeteen wir noch den ein oder anderen See am Rande der Autobahn. Gegen Mittag kamen wir in Turku an. Wir hatten bis abends Zeit. Am Ufer des Aurajoki parkten wir beim Meeremuseum, wo wir die Gegend erkundeten. Nach 40 Jahren musste ich feststellen, wie sehr sich die Stadt entwickelt hatte. Ich entdeckte unter den Museumsschiffen eine Fähre, mit der wir einst eine spektakuläre Schärenfahrt mit teils geöffneten Luken unternommen hatten. Eine schöne Erinnerung.
Noch schnell getankt und schließlich eingecheckt. Die Fähre fuhr um 21 Uhr. Auf den Alandinseln sollten wir nachts um 1 Uhr ankommen. Der Platz füllte sich mit Fahrzeugen, denn die Fähre fuhr weiter nach Stockholm.
Das Schiff kam an, eine Unmenge von Menschen und Fahrzeugen fuhr herunter. Dann begann das Laden. Staunend beobachteten wir, wie Gigaliner, LKWs, Wohnmobile, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger das Schiff füllten.Wir standen und standen. Schließlich waren wir ganz allein noch auf dem Kai.
Endlich kam der Ladeoffizier zu uns und teilte uns mit, wir seien das einzige Womo für die Alandinseln. Darum mussten wir als letzte auf das Schiff, und das rückwärts. Drei (!!!) Männer beobachteten mit Argusaugen mein Manöver. Grinsend fuhr ich an Bord. Kein Problem, war Platz genug!
Die "Viking Grace" war ein wunderschönes Schiff. Vier Jahre alt, mit Gasturbinenantrieb. Lief sanft und weich durch die Schären. Ich war begeistert. Nach einer Stunde rief man mich an die Rezeption, ich solle meinen Hund vom Autodeck holen. Der Offizier fuhr mit mir hinunter und schloss das Autodeck auf. Ich war froh, den Hund heraufholen zu können. Anderswo durften wir das Tier nicht mit nach oben nehmen. Jasper freute sich auch. Auf die Frage danach, woher sie wussten, dass der Hund im Aut saß, antwortete der Mann, sie hätten ihn bei einem Kontrollgang gesehen, wie er am Steuer gesessen habe.
Um 1 Uhr nachts erreichten wir Langnäs, einen kleinen Hafen auf den Alandinseln. Da war nichts los. Wir verließen das Schiff und fuhren auf den Parkplatz, keine 100 Meter weiter. Dort stand schon ein Wohnmobil. Beruhigend. Wir krochen ins Bett, dunkel wurde es ohnehin nicht mehr.
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