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Womo-Erfahrungen - eine humoristische Betrachtung
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Womo-Erfahrungen - eine humoristische Betrachtung
Meine Wohnmobil-Erfahrungen
von RoWo
Ich habe es vollbracht: ein Wohnmobil durch Deutschland gefahren, alle Tücken der Ver- und Entsorgung gemeistert - dabei den Humor nicht verloren.
Mir ist bewußt, dass richtige Camper, Wohnmobilverleiher, Campingplatzvermieter es ganz anders sehen und erst recht nicht einen Lachmuskel bewegen werden. Ich muss meine Erfahrungen und Gefühle mitteilen. Nicht zur Warnung - jeder muss seine eigene Erfahrung machen -, sondern um es einfach los zu werden - und auch etwas zur "Unterhaltung" beizutragen.

Zuerst die Fakten. Das geliehene Wohnmobil vom Typ "Comfort Class" ist gemessen über 7, 30 m (ohne Fahrradständer ) lang, 3, 20 m hoch und 2, 30 m breit. Er soll 6 Personen beherbergen können.

Als ich es übernahm, war mir der 4-Tonner schon etwas unheimlich. Mulmig wurde es mir, als ich das Übergabeprotokoll unterschreiben musste; vergleichbar mit dem Formular, das man bei einer Operation zur Freizeichnung der Ärzte testiert. Eine Frau mit Hündchen, die auf ein Mietauto wartete, fragte bewundernd, ob ich denn so ein Gefährt schon gefahren bin; das baut auf. Mich beschlich der Wunsch, ihn nach einer Woche heil zurückzugeben, zumal ich eine hohe Selbstbeteiligung übernehmen musste. Auf den ersten Kilometer schaute ich abwechselnd auf den Navi und dann immer in den rechten Spiegel. Normalerweise entwickelte man Raumgefühle mittels "Versuch- und Irrtum-Verfahren"; das ging hier natürlich nicht. Tendenziell fuhr ich zu weit links, was den Gegenverkehr wohl ins Schwitzen brachte.

Im Prospekt wurde das Wohnmobil als "geräumig und belastbar" gekennzeichnet. Geräumig war wohl auch der erste Eindruck bei den beiden mitfahrenden Enkelkindern (Mädchen 6J. und Junge 4 J.) und meiner Frau. Ihren Gesichtern war Erstaunen bei der Vorfahrt und der Erstbesichtigung zu entnehmen. Was dann das Wohnmobil auch alles schluckte an Kleidung, Nahrungsmittel, Spielzeug, Fahrradsachen etc war phänomenal. Bereits nach der ersten Nacht schwand das Gefühl der Größe. Die knapp 16 Quadratmeter Wohnfläche waren natürlich auch nicht viel. Engpass war immer der Mittelgang und der durch eine Leiter verstellte Weg in den Fahrerraum. Natürlich konnte kein Lizenzsystem für die Mittelgangnutzung eingeführt werden. Das Recht des Stärkeren und des Schnelleren setzte sich durch: der Zugang zum Toiletten- und Duschraum konkurrierte mit dem Kochen , der Kühlschranknutzung, der Schrankentnahme, der Kamera- und Schlüsselsuche. Der Irrtum, auf einem kleinen Raum findet man Brille und den Kugelschreiber schneller, wurde sehr schnell offenbart. Wenn es durch das umzuräumende Bettzeug eng wurde, musste ich sogar eine Weile vor die Türe , - es gab da auch sowieso immer was zu tun. Auf dieser durchschnittlichen Wohnfläche eines Raumes musste geschlafen, gelebt, gewaschen, gefahren, gespielt, telefoniert.....werden.

"Belastbar" musste mehr der Fahrer und die "Belegschaft" sein als das Wohnmobil, weil u.a. die Türklinke des Duschraums, der Druckkopf des Kleiderfaches und die Handbremse schnell reparaturfähig wurden. Die Aussenmaße brachten auch Parkprobleme inbesondere in Innenstädten mit sich. Parkhäuser scheiden aus; die Parkbuchten sind für PKWs gemacht. Einmal belegte ich quer 3 Parkplätze und legte dafür 3 Parkgebühr-Quittungen hinter die Windschutzscheibe.

Das Tollste war der Alkoven, der mein Schlafreich werden sollte. Es zog natürlich die Kinder an, die auch ohne Leiter hoch- und runterkamen. Ich benutzte diese mobile Leiter: hoch ging es ja noch, ausser dem letzten Schritt, der mehr ein Stürzen in die Hochfläche des Alkovens war. Runter erforderte artistische Fähigkeiten, wobei mir nie klar wurde, ob es vorwärts oder rückwärts gefährlicher war. Leider war dies kein einmaliger Akt pro Tag/Nacht, da meine Blase einfach die Sturz-Risiken nicht zur Kenntnisse nehmen wollte. Am meisten fürchtete ich mich vor einem Alptraum, der mich hochschnellen ließ. Bisher wußte ich , dass man die FAZ auf dem Mittelplatz eines Flugzeuges nicht lesen konnte; nun weiss ich, dass es im Alkoven auch nicht geht. Mehrfach machte mein Kopf nähere Bekanntschaft mit der Decke und dem Lichtschacht.

Eine Kommunikation fand sogar auch beim Schlafen statt. Wenn sich eine Person am anderen Ende des Wohnmobils drehte oder nur bewegte, teilte sich das auf die übrigen "Bewohner" mit. Das Wohnmobil hatte insofern auch Eigenschaften eines Bootes, obwohl es auf 4 Rädern und zwei Stützen stand. Die Sperrholzwände und Zieharmonika-Vorhänge gaben zwar intime Raumatmosphäre und Abgeschiedenheitsgefühle, aber akustisch ist alles für die Katz.

Mir wurden die Aufgaben des Fahrers, des Ver- und Entsorgers übertragen. Das Fahren war eine Sache der Gewöhnung. Hauptfeinde waren die LKW, die zuweilen mehr PS einsetzten als ich. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass ich nicht nur den natürlichen Wind zu bewältigen hatte, sondern dass mich die Lastautos zur Seite schoben und zurückdrängten.

Die Versorgung mit Energie und Wasser war ein ständiger Kampf. Das 12 V-System hatte enge Belastungsgrenzen und war nicht tauglich für Anwendungen wie Laptop oder Aufladegeräte. Also musste immer genau der Energieverbrauch vorausbestimmt werden. Das 230 V-System gefiel besser, aber erst einmal musste man an die Steckdose. Hier kämpfte ich an den Stellplätzen gegen die anderen Wohnmobilbesitzer, die erfahrener waren und mir immer zuvorkamen; sie einfach abzuhängen, damit wir auch mal fönen konnten, habe ich mich nicht getraut. Als problematisch erwies sich, dass trotz Kabelanschluss das System nicht funktionierte, weil - nach langer Suche und Kontakten mit anderen Wohnmobilbesitzern - ein Schalter hinter den Mänteln im Kleiderschrank noch umzulegen war. Verlangt wurde hohe Suchkompetenz. Die Gasversorgung klappte auch nur dann, wenn die Gasflasche (Gewinde beachten) angeschlossen und alles entsichert war und dann auch Gas drin war. Ein Gasflaschenwechsel fand natürlich im unpassenden Moment und ohne Werkzeug statt, wobei hier hilfreiche Polen zur Stelle waren. Also auch hier: ein Wohnmobil ist äußerst kommunikationsfreudig. Die Heizung kannte keinen optimalen Zustand, den alle Familienmitglieder akzeptieren: zu kalt, zu warm, zu zugig, zu stickig. Wasser mußte ständig beschafft werden, für das Kochen, Waschen und die Toilettenspülung. Da kein Schlauch vorhanden war, musste jedes Quantum Wasser mit der Gießkanne besorgt werden. Wer dies schon mal gemacht hatte , wurde zum Wassersparer. Es sei bemerkt, dass nur ich die Wasserversorgungsverantwortung hatte.

Der Versorgungsjob war nichts gegen die Entsorgungsaufgaben. Das Brauchwasser wurde abgelassen; aber nicht irgendwo, sondern an den vorgesehenen Stellen, an denen fast immer schon andere standen und die nicht so einfach anzufahren waren. Habe auch einmal auf einem Parkplatz mit Rasenuntergrund abgelassen; nach 2 Minuten kamen Autos hinzu, die es sofort entdeckten und mich verlegen stoppen ließen. Am "angenehmsten" war die Entleerung der Toilettenkassette. Ich verzichte auf Einzelheiten dieser Strafarbeit. Hier ausgerechnet musste man sehr penibel sein, weil laut besonderem Aufkleber Strafgebühren für Verschmutzungen anfielen - verständlich, wenn man sich in die Arbeit des "Saubermachers" hineindenkt. Zum Schluss immer den festen Blick auf das Steuerungsboard an der Wand ("Bord-Control 855"), fast vergleichbar mit dem Cockpit eines Flugzeuges.

An der Stelle sei erwähnt, dass ich vorab auf einer mitgelieferten Instruktions-CD nur fröhliche handwerklich vorgebildete Personen in bester Kleidung zu sehen waren - ich hatte daran geglaubt. Solche Leute trafen wir auch in der Wirklichkeit; sie waren sehr kommunikativ bis leutselig, hilfbereit bis besserwisserisch.

Und da waren noch die Rollos. Zuerst Fliegenrollo runter, klemmte natürlich. Dann das Verdunklungsrolle darüber, das öfters auf den Seitenführungen sprang. Auf die Wandlung von Tisch zu Bett, eine übliche Prüfung für jeden fortschrittenen Wohnmobilfahrer konnten wir gottseidank verzichten, ebenso wie auf die Nutzung der Dusche , weil entweder Katzenwäsche oder Erlebnisbadbesuch oder Campingplatzduschen (was auch nicht erbaulich ist) angesagt war.

Nun kennen Sie mein Innenleben während der Wohnmobilreise durch Deutschland etwas besser. Nicht berichtet habe ich über meine Mitfahrer und Mitbewohner - die Ehefrau und zwei Enkelkinder, 4 und 6 Jahre alt.

Vielleicht liegt alles an dem fortgeschrittenen Alter von 63 Jahren des Autors; man ist nicht mehr der Jüngste. Aber - kaum zu glauben: es war schön ! Ich würde es wieder tun; aber nur im Alter bis zu 63 Jahren.
27.10.2008|: | womo66 | 1
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