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FORUM 347329

2015-04-05 | womo66

Die Fähre nach Griechenland

Das alte Mädchen Lotti hat es geschafft. Sie steht leise grummelnd auf dem Parkplatz im Hafen von Bari und ärgert sich über einen Oldienachbar aus Bayern, der genauso unfreundlich daherschaut wie sein Fahrer.

Lottis Fahrer wiederum organisiert die Tickets für die Fährüberfahrt nach Igoumenitsa. Etwas irritierend angesichts der rund 9 h langen Überfahrt (nachts....!) ist der Anblick des ausgebrannten und fürchterlich stinkenden Wracks der "Norman Atlantic", einer Anekfähre, die im Dezember 2014 auf eben der vor Lotti liegenden Route auf offener See Feuer fing und etliche Todesopfer forderte. Nicht unbedingt das, was man vor der Abfahrt einer Fähre sehen möchte.

Überpünktlich, wie Lotti das noch nie erlebt hat, darf sie bereits um 1720 auf die "Superfast II" fahren und sich einen schönen Platz am offenen Fenster suchen. Perfekt.
Das wäre auch alles wunderbar.... hätten nicht irgendwelche verordnungswütige Bürokraten, offenbar nach den Fährunglücken der letzten Zeit (Norman Atlantic war ja nun nicht die Einzige .. in Folge schrubbte eine Fähre vor Korfu auf ein Inselchen... oder man denke an die "Costa Concordia"...oder die italienische Fähre, die danach die Kaimauer im Hafen mit nahm...) dafür gesorgt, dass Lotti samt Besatzung nun mit Dauerdurchsagen genervt werden, die sogar bei der normalerweise in Bezug auf Fähren echt coolen weiblichen Crewhälfte langsam aber sicher Magennervenflattern hervorrufen.

Es beginnt harmlos mit der Durchsage, dass das Restaurant zum essenfassen geöffnet ist und das. wo es grad mal 1745 h ist? Sehr ungewöhnlich, da früh.

Kaum ist diese Durchsage beendet gehts weiter mit der Information, dass das betreten der Autodecks während der Fahrt streng untersagt ist. Verständlich.

Die 3. Durchsage betrifft eingeschränkte und behinderte Personen. Damit ihnen im Notfall (!) geholfen werden kann, sollen sich Angehörige dieses Personenkreises jetzt an der Rezeption melden und ihre Bedürfnisse mitteilen. Auch noch verständlich, aber bisher in 12 Jahren 2x jährlich "fähreln" noch nie gehört.

Auch die 4. Durchsage fällt in diese Kategorie. Wieder wird für einen eventuellen Notfall vorgesorgt, es sollen sich, sofern unter den Passagieren, Ärzte an der Rezeption melden.
Lottis Fahrer guckt gemütlich TV (Konserve) und bekommt Gottseidank nix mit... die Beifahrerin allerdings wird langsam aber sicher nervös...

Die 5. Durchsage erzeugt allerdings einen Lachkrampf: laut griechischem Gesundheitsministerium ist nach Gesetzt blablablubber , Absatz 0815 das rauchen in geschlossenen Räumen strengstens untersagt. Zuwiderhandlung zieht strafrechtliche Verfolgung nach sich

Mit der 6. Durchsage werden dann die Passagiere nach sovielen Verordnungen und Schwarzmalereien für den Fall, dass.... herzlich willkommen geheissen auf dem schnellsten und neuesten Schiff dieser Route.

Die vorerst letzte (sprachlich verständliche) 7.Durchsage, weil in mehreren Sprachen erklärt dem staunenden Hörer, dass Superfast verpflichtet ist, die Reinheit der Meere zu schützen und daher die Passagiere aufgefordert sind, keine Dinge über Bord zu werfen.

Uff. Normalerweise wurde man bislang begrüsst und auf das geöffnete Restaurant hingewiesen, das wars. Insofern macht einen das umfangreiche Palaver schon nervös, ZUMAL der Wind aufgefrischt hatte. Angesagt waren den ganzen Tag N 2-3.... man (bzw. frau) hätte sich den Blick ins Wetter sparen sollen, da heisst es nun nämlich Böen 6-7 in der Nacht. Na bravo....

Hatte man nun erwartet, es sei genug palavert worden, weit gefehlt. Schon folgt die Durchsage Nr.8 um 1950 während des ablegens, blöderweise nur in griechisch.... insofern kein Plan, um was es da ging.

Außerhalb des Hafens dann (nur in englisch) die Mitteilung, wo man im Fall des Falles die Schwimmwesten findet. Witzig allerdings die Erklärung, WIE sie anzulegen sind. Erstens kann nicht jeder Passagier englisch (das weitestegehend unnütze Palaver VORHER war in griechisch, italienisch, englisch, deutsch und französisch....) ist es auch akkustisch recht schwer zu verstehen. Bleibt also der Phantasie überlassen, wie man in die Rettungswesten kommt.
Immerhin sind offensichtlich welche vorhanden, das heisst,. soo genau weiss man das nicht, es wurde ein Schrank mit aufgebrochenem Sicherheitssiegel gesichtet, auf dem Stand Life vests.

Na dann.

Nachtrag: Immerhin war der geänderte Wetterbericht wohl ein Aprilscherze (schliesslich war die Überfahrt ja am 1.4.2015) denn es war schön ruhig in der Nacht und alles ging gut.
"Superfast II" traf pünktlichst um 0530 Ortszeit in Igoumenitsa/Griechenland ein.

Grüsse von Karin

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