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FORUM 316416

2009-04-16 | heidich

Re:Marokko und Mauretanien

Salü Willi
Wir waren öfters in Marokko, immer über den Winter für drei Monate. Die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, verbunden mit der traditionellen und vom Koran vorgeschriebenen Gastfreundschaft ist für uns immer wieder beschämend. Das Verhalten vieler unserer Landsleute gegenüber den Einheimischen ist leider oftmals auch beschämend und es gibt Anzeichen, dass vor allem in den Touristengebieten die Einheimischen von den arroganten, hochnäsigen und unverschämten Touristen aus Europa die Nase voll haben....Die Kinderbettelei findest Du denn auch vor allem entlang der Touristenrouten und wird von den Einheimischen Erwachsenen ebenfalls nicht geduldet. Es sind die Touristen, die den Kindern beigebracht haben, dass betteln lohnender als der Schulbesuch ist. Wird in diesen Gebieten die Bettelei zu aufdringlich, sollte man sich an einen Einheimischen wenden. Zum Beispiel an den Verkäufer am Marktstand.
Nicht zu verwechseln ist diese Form der Bettelei mit der Frage nach etwas Essbarem im Süden von Marokko (Südlich Agadir). Hier ist es oft der schiere Hunger, der Erwachsene und Kinder an unsere WoMos treibt. T-Shirt, Schuhe, warme Kleidung aller Art, egal wie alt und in welchem Zustand, finden hier schnell neue dankbare Besitzer. Eine art inoffizielles Zahlungsmittel ist im Süden Alkohol in Form von Bierbüchsen. Es bleibt jedem selber überlassen, ob er das moralisch vertreten kann oder nicht (wir haben öfters mal eine Büchse Bier an einen Soldaten oder Polizisten verschenkt).
Im eher wohlhabenden Norden (bis Agadir) eignen sich als Gastgeschenke Schokolade, auf die vor allem die Frauen erpicht sind. Parfüm und kleine Taschenmesser sind weitere gerne gesehene Geschenke. Man sollte mit Gastgeschenken vorsichtig sein und nicht übertreiben, denn jedes Gastgeschenk erzwingt ein Gegengeschenk und der Wert schaukelt sich hoch…plözlich bekommst Du Geschenke (zum Beispiel Schmuck aus Silber) die sich der Gastgeber eigentlich gar nicht leisten kann.
Im Süden sind Nahrungsmittel (z.B. Reis, das Kilo vom Markt für ein paar Cents), Kleider aller Art, speziell Pullover und Jacken, Schuhe usw. sehr beliebt (und wie Karin schon schrieb, Buntstifte aller Art).
Wir haben im WoMo einen Laptop und einen kleinen Farbdrucker mit dem wir Fotos bis zum Format A4 ausdrucken können. Der Erfolg ist bis Heute unglaublich: Mit einem Familienfoto der Gastgeber erobert man sich die Herzen des Gastgebers….aber Achtung: Vor dem Fotografieren immer zuerst fragen, vor allem im Süden sind nicht alle Moslems liberal (und ungefragtes Fotografieren in der Öffentlichkeit kann schon mal zu Problemen führen).
Du wirst über Marokko immer verschiedene Meinungen und Geschichten hören. Das kommt daher, das Marokko ungeheuer zwiespältig sein kann und die Moderne oft mit voller Wucht auf das Traditionelle trifft. Meine Meinung: Marokko und seine Leute sind wunderbar, liebenswert und sehr spannend. Vorausgesetzt Du benimmst Dich als respektvoller Gast und nicht als verkappter Kolonialherrscher….
Ups….etwas zu lang geworden, dieser Beitrag. Wenn Du mehr wissen willst, sende eine PM.

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