Ski und Rodel gut am Mittelmeer

Vom Regen in die Traufe. Oder von der deutschen Eiseskälte in das südfranzösische Schnee-Chaos. Auf der Suche nach angenehmen Wintertemperaturen kommt die Meldung „Ski und Rodel gut am Mittelmeer“. Am Mittwoch vergnügten sich Kinder mit Schlitten auf dem Cours Mirabeau, der Prachtstraße von Aix-en-Provence, auf der normalerweise die Leute selbst im Januar ihren Espresso im Freien auf der Terrasse schlürfen.

Wenn in Südfrankreich Schnee fällt, funktioniert überhaupt nichts mehr. Kein Bus, kein Zug, keine Müllabfuhr, die Hauptpost macht um die Mittagszeit dicht, alle Autobahnen sind gesperrt. Nur ein paar Autos mit Schneeketten wagen sich in die Innenstadt von Aix-en-Provence und rutschen an weiß gepuderten Palmen vorbei.

In Marseille ziehen ausgelassene Skiläufer ihre Bahnen direkt am Mittelmeer. In den Villenvierteln draußen fällt der Strom aus, die südfranzösischen Kiefern brechen reihenweise unter der feuchten Last auf ihren Ästen zusammen.

Noch am Donnerstag ist ganz Aix-en-Provence ein Terrain für Schneeballschlachten, vor dem nagelneuen Theaterhaus zeugen fantasievolle Schneemänner von einer neuen Kultur in einer Stadt, die selbst zur Eröffnung des Winterschlussverkaufs keine Hektik und keine Verkehrsstaus kennt. Plötzlich haben die Menschen Zeit zum Spazierengehen, alle Schulen sind geschlossen.

Doch Ski und Schlitten haben keine Zukunft im Süden, am Donnerstagmittag setzte Tauwetter ein, verlieren die Autos ihre bis zu 30 Zentimeter starke weiße Hülle und spätestens am Wochenende wird der heiße Espresso wieder auf der Terrasse im Straßencafé geschlürft.

So was hat der Maler zu seinen Lebzeiten wohl nie gesehen: Die Cézanne-Statue an der Rotonde im Zentrum von Aix-en-Provence. Und die Sindelfinger VHS-Dozentin Claude Lavergne traut ihren Augen nicht: So viel Schnee hat es in ihrer Heimatstadt seit 20 Jahren nicht mehr gegeben.


~womo66~fritz14~fritz~, 2009-01-09