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Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
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Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
Wir haben einen Pössl Roadstar 600L in der Zeit von 21.6 bis 8.7.2016 gemietet sind damit rund 2300 Km in 17 Tagen durch den Schwarzwald und die Vogesen gefahren.
Fahrzeugchassis war ein Citroen Jumper 2, 2. Zum Zeitpunkt der Übernahme hatte das Fahrzeug einen km Stand von rund 7400 km und war lt. Angaben des Vermieters erst für rund 4 Wochen vermietet gewesen.
Anmerken möchte ich das ich eine 45 jährige Camper Erfahrung habe und selbst 2 VW Busse und 2 MB Kastenwagen (MB 207 D und MB 307 D) umgebaut habe und zuletzt einige Jahre einen Hymer 540 B gefahren habe. Auch habe ich sehr viele Womo´s und Campingbusse angesehen und mich mit den Besitzern über die Vor und Nachteile der Fahrzeuge unterhalten.
Vom Fahrzeug her kamen des öfteren unbegründete Fehlermeldungen wie Standlicht überprüfen, Hecktüren offen und ähnliches. Ebenso ist der analoge Tacho bei Sonnenlicht und mit Sonnenbrillen nur schwer ablesbar. Die Zahlen sollten eine stärke Strichstärke haben.
Das Konzept mit Längsbetten in einem Kastenwagen mit 5, 99 m Länge ist bestechend, natürlich war uns klar dass man in dem Fahrzeug dadurch Abstriche beim Lebensraum machen muss. Gerade deshalb wäre aber ein wirklich exakt gearbeiteter und sehr praktischer Aufbau unumgänglich.
Kühlschrank:
Sowohl der Rauminhalt wie auch der Einbau ganz am Fahrzeugboden ist gelinde ausgedrückt eine Zumutung. Dieser Meinung waren auch etliche andere erfahrene Camper die das Fahrzeug auf diversen Camping und Stellplätzen innen angesehen hatten. Um aus dem unteren Teil des Kühlschrankes der durch eine Klappe verschlossen ist, Dinge zu entnehmen muss man sich auf den Boden knien und für eine gründliche Reinigung wohl auf den Boden legen was in dem engen Durchgang nicht ganz einfach ist. Außerdem war weder in der Beschreibung des Fahrzeuges noch am Gerät selbst zu ersehen wie lange der Kompressor Kühlschrank auf der Bordbatterie läuft. Nachdem der Camper gut 24 h ohne Stromanschluss auf einem Womo Stellplatz ohne Strom gestanden hatte wussten wir es. Da hatte nämlich der Spannungswächter der Bordbatterie abgeschaltet. Ebenso besteht durch die außen gezackte Türverriegelung des Kühlschrankes am Boden Verletzungsgefahr für die Zehen wenn man barfuß im Camper geht.
Eine wesentliche Verbesserung ließe sich erreichen wenn die Ausziehlade die jetzt oberhalb des Kühlschrankes angebracht ist nach unten verlegt würde und der Kühlschrank nach oben versetzt würde. Dinge die man dann aus der Lade am Boden nehmen möchte wären von oben ohne Hinknien ersichtlich und man würde dann auch ohne knien sehen was im Kühlschrank ist.
Nasszelle und Toilette:
Das ausklappbare Waschbecken schaut zwar gut aus aber wie soll man die kleine Ablaufwanne darunter in der sich schon nach kurzer Zeit Seifen und Zahnpaste Reste festsetzen ohne Zerlegungsarbeiten reinigen???
Möchte man sich die Hände bei dem Waschbecken waschen würde man zum Niederdrücken des Hebels am Brauseschlauch eine dritte Hand brauchen.
Ist die innere Falttür der Dusche zugezogen und der Brauseschlauch durch die dafür vorgesehene Ausnehmung durchgeführt springt die Falttür bei der geringsten Bewegung des Brauseschlauches auf da die Magnethalterung viel zu schwach ist. Dadurch setzt man unweigerlich den gesamten Toilettenraum unter Wasser. Einfache Abhilfe ließe sich hier schaffen wenn man die innere Falttür etwa mit 2 Bändern und Druckknöpfen zusätzlich sichern könnte.
Auch der Spiegel befriedigt höchstens einen Designer. Wirklich betrachten kann man sich darin nur mit erheblichen Verrenkungen über der Toilette die die wohl auch sehr schlanke und kleinere Personen kaum schaffen.
Obere Laufschiene des äußeren Duschvorhanges:
Obwohl das Fahrzeug noch kaum benutzt wurde, hat sich schon eine Befestigungsschraube dieser Schiene gelöst. Meiner Erfahrung nach passiert so etwas nur wenn die Ratschen bremse des Schraubers schlampig eingestellt wurde und die Schraube im weichen Sperrholz überdreht wurde. Es besteht die Gefahr dass sich auch die anderen Befestigungsschrauben lösen, die Schiene sich komplett von der Decke löst und der gesamte Duschvorhang rausfällt.
Untere Laufschiene des äußeren Duschvorhanges:
Für eine Reinigung der Laufrillen von Schmutz und Sand die benötigt man einen Staubsauger. Aber wer führt in einen Campingbus schon einen Staubsauger mit? Auch sollte der äußere Rand der Laufrille und der Duschwanne abgeschrägt sein damit man sich nicht die Zehen an der Kante stößt.
Eine weitere „Schmutzsammelecke“ bildet die überstehende Klappe des Stauraumes unter der Sitzbank der Halbdinette. Auch die kann nur mit einem Staubsauger gereinigt werden.
Die drehbare Scheibe beim Dinette Tisch bietet gerade mal Platz genug für ein oder 2 Gläser. Teller zum Essen kann man darauf nicht abstellen.
Stauraum oberhalb von Fahrer und Beifahrersitz:
Dieser sollte nach vorne abgeschlossen sein damit nichts unter die Plastikwanne nach vorne und unter diese Wanne rutschen kann. Solche Teile könnte man ohne Zerlegungsarbeiten nicht mehr herausbekommen.
Faltrollos an den Türen und der Frontscheibe:
Sehen zwar gut aus wirklich praktisch sind sie nicht. Sie laufen hackelig und haben sicher eine kurze Lebensdauer. Warum man die sicher deutlich teureren, dafür aber sehr filigranen Faltjalousien statt den Vorhängen mit Druckknöpfen von früheren Pössl Modellen eingebaut hat konnten wir nicht nachvollziehen.
Ausziehbare Laden links neben dem Kühlschrank:
Alle drei Laden sind schlampig montiert. Sie sind locker und vor allem die obere Lade hat während der ganzen Reise nervige Vibrationsgeräusche produziert.
Absperrhahn bzw. Entleerungshahn des Frischwassertanks:
Dieser sollte unbedingt außen an der der Verkleidung des Tanks angebracht werden. Es ist sehr umständlich wenn man erst die Matratzen und Lattenroste entfernen muss, um dann nach dem Hahn zu tasten. Sehen kann man ihn von hinten nicht und von vorne kommt man bei weggenommenen Matratzen und Lattenrost auch nicht mehr zu dem Absperrhahn.
Meine Partnerin und ich haben viele Campingreisen unternommen und hatten immer eine sehr hohe Meinung von den Pössl Ausbauten. Aber das war vor vielen Jahren und betraf hauptsächlich den Pössl2win.
Der Roadstar 600L ist unserer Meinung nach nur für Leute gebaut die damit von Campingplatz A zum Platz B mit Vollversorgung fahren wollen und nur im Camper schlafen. Weder die Nasszelle noch der Kühlschrank sind wirklich zum Campen zu nutzen. Auch nicht auf offiziellen Stellplätzen ohne Stromanschluss oder bei längeren Reisen mal abseits jeglicher Ver und Entsorgung auf einem freien Übernachtungsplatz. Ebenso ist es zumindest für uns nicht vorstellbar dass man mal bei schlechterem Wetter mehrere Stunden in dem Camper verbringt.
Aber nur um vom Platz A zum Platz B zu fahren und ausschließlich im Fahrzeug zu schlafen dazu brauche ich keinen Camper. Das kann ich auf (Hotel)Zimmer Basis billiger und mit mehr Komfort haben.
Freude am Campen wird unserer Meinung nach mit diesem Fahrzeug nicht aufkommen.


Der Weg ist das Ziel
+
13.07.2016|11:32 | toni61 | 1
Re:Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
Sachlicher Bericht aufgrund eigener Erfahrung. Bin nun gespannt, ob sich evtl. Eigentümer eines Pössl Roadstar 600L zu Wort melden.
Es grüßt
Wolf
Leben und leben lassen!
-+
13.07.2016|12:12 | brawo | 2
Re:Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
Das war ein Praxistest, wie aus dem Lehrbuch.
In keiner der bekannten WoMo-Zeitungen wäre so etwas zu lesen.
Danke.
Gruß
Horst-+
13.07.2016|15:40 | go207 | 3
Re:Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
Chappeau toni 61, Du hast Dir Mühe gegeben.
Ich weiß jetzt auch warum mir kein Bus ins Haus kommt, denn bin kein Asket oder Minimalist
lg
olly-+
13.07.2016|21:44 | dodo66 | 4
Re:Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
Super Toni, klasse Bericht!! erinnert mich an unsere Anfangsjahre mit den Jokern von Westfalia...mit dem Alter steigen aber auch die Ansprüche ; )
Das mit dem Hinknien vorm Kühli kenn ich allerdings in unserem "jungen" Womo vono 26 Jahren auch... auf sowas wurde wohl eher weniger geachtet, aber dafür ist alles noch da wo es sein soll ; )
Grüsse von Karin
meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
-+
14.07.2016|14:08 | womo66 | 5
Re:Fahrbericht Pössl Roadstar 600L
Hallo zusammen,

Danke für euer Lob.

von der Fa. Pössl an die ich obenstehenden Bericht auch gesandt habe erhielt ich heute folgendes Mail:

Sehr geehrter Herr xxx,

vielen Dank für Ihre E-Mail und dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ihre Anregungen zu unserem Roadstar 600L festzuhalten.
Gerne leiten wir Ihre E-Mail an unser Produktionsteam weiter.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. xxx

bleibt nur zu hoffen dass sich das Produktionsteam wirklich mit den Kritikpunkten beschäftigt.

Was zuletzt stirbt ist ja bekanntlich die Hoffnung.

Liebe Grüße

Toni
Der Weg ist das Ziel
-
15.07.2016|16:52 | toni61 | 6
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