Eine lange Fahrstrecke stand uns bevor und bei der Abfahrt wussten wir noch nicht, ob wir unser heutiges Ziel in Montenegro überhaupt erreichen würden. Um 09.00 Uhr verließen wir den Stellplatz. Auf der N 2 ging es über Pisoderi, wo wir kurz nach der Ortschaft sogar vor Bären gewarnt wurden, durch eine schöne, gut zu befahrende bergige Landschaft, weiter über Vatochori und Kristallopigi zur griechischen und albanischen Grenzkontrollstation, die beide wegen des geringen Verkehraufkommens zügig passiert werden konnten. Weiter über Bilisht näherten wir uns dem Ohrid-See, wo ich bei einer Bergabfahrt schon von Weitem eine Gruppe Jugendlicher am Straßenrand bemerkte. Vorausschauend und vorsorglich ließ ich mein Fenster herunter und als ich die Serpentine anfuhr, bewegten sich einige der Jugendlichen zur Straßenmitte und forderten mich durch Gestik auf anzuhalten. Langsam fuhr ich weiter, wobei einer der Jugendlichen nebem dem Womo herlief und mir Unverständliches mitteilte. Ich lachte ihn nun an und mit einem gewaltigen Schrei und ziehen einer Grimasse meinerseits erschreckte ich ihn derart, dass er zurücksprang und stehenblieb. Pogradec kam in Sicht, wir durchfuhren zügig die Stadt und dann ging es rd. 18 km entlang des Ohrid-Sees, anfangs auf relativ guter, aber dann auf miserabler Straße, an der allerdings z.Zt. kräftig gebaut wird, weiter bis Lin. Dort, nahe der mazedonischen Grenze, verließen wir den Ohrid-See und in vielen Kurven ging es hinauf zum Pass Qafë Thana und genauso wieder hinunter nach Perrenjas, die erst 1953 als Unterkunft für die Bewohner eines Bergwerks gegründet wurde. Etwa seit Ende der 1990er Jahre wurden die Bergwerksaktivitäten zum großen Teil eingestellt und die Bergwerke verfallen langsam. Kurz nach Perrenjas machten wir eine kurze Mittagsrast, um anschließend nach Elbasan weiterzufahren, wo sich im Westen der Stadt ein riesiges Stahlwerk befindet, welches noch zu kommunistischer Zeit etwa 1990 geschlossen wurde. 12000 Arbeiter wurden entlassen und erst 1999 nahm eine türkische Firma die Produktion unter Auflagen wieder auf. In Elbasan konnten wir nun wählen, ob wir Tirana über die neue Autobahn oder die SH 3 erreichen wollten und wir entschieden uns für die SH 3, die während des 2. Weltkriegs von Italienern gebaut und über den Krraba-Pass führt. Die Straße ist zwar schmal und kurvig, aber gut zu befahren und die Ausblicke waren phantastisch. Wir schraubten uns also langsam zum Pass hinauf, schauten dabei zurück auf Elbasan und das Stahlwerk und fuhren rd. 40 km entlang der Westseite des Berges, bis wir kurz vor Tirana auf die noch nicht durchgehend fertiggestellte Autobahn Tirana-Elbasan stießen und auf ihr bis zum Stadtrand blieben, wo sie abrupt endete. Nach dieser 180 Grad-Kehre fuhren wir westlich des Zentrums durch Tirana und kamen rd. 80 km weiter vor Shkoder, hier noch ein Blick auf die Festung Shkoder, am Kreisverkehr vor der Buna-Drehbrücke an. Die Buna wurde gekreuzt und nach rd. 12 km standen wir eine dreiviertel Stunde im Stau vor der albanischen Grenzkontrollstation und mussten uns der bettelnden Frauen und Kinder erwähren. Nach Erledigung der Formalitäten an der Grenze, was zügig über die Bühne ging, erwarteten wir eine problemlose Weiterfahrt zur montenegrinischen Grenzstation, aber weit gefehlt, denn wegen rücksichtslosen Pkw- und Busfahrern, die die wartende Schlange unbedingt überholen mussten, konnten wir immer wieder minutenlang nicht weiterfahren, da diese ja wieder vor uns einscheren mussten. An der montenegrinischen Grenzstation gab es keinen Stau und so waren wir schnell in Montenegro und erreichten gg. 19.00 Uhr den Stellplatz am Supermarkt vor Krute, ohne nicht zuvor um Haaresbreite einem schweren Unfall entkommen zu sein. Auf der schmalen und kurvigen Strecke nach der Grenze kam auf einmal aus einer Rechtskurve ein in der Kurve überholender Pkw auf mich zugeschossen. Eine Reaktion meinerseits war unmöglich, aber glücklicherweise konnte der Fahrer unmittelbar vor mir sein Fahrzeug noch auf seine rechte Fahrbahnseite hinübersteuern. Wäre ich um eine Sekunde früher an dieser Stelle gewesen, hätte es einen gewaltigen Crash gegeben.