Auf der hier vierspurig ausgebauten D 400 wurde Mardin angesteuert. Rechts und links der Straße befanden sich Getreidefelder soweit das Auge reichte und die Ernte war in vollem Gang. Getreidekörner wurden auf allen möglichen Flächen zum Abtransport gelagert und die abgeernteten Felder wurden abgefackelt. In Kiziltipe mussten wir uns entscheiden, ob wir von hier über die D 950 nach Mardin fahren oder 25 Kilometer weiter über die D 955. Wir entschieden uns für die D 955 und da ich die Abfahrt verpasste, ging es noch drei Kilometer weiter, wo die syrische Grenze unmittelbar neben der D 400 verläuft. Von Unruhen, Flüchtlingen oder Kontrollen bekamen wir nichts mit, es lief alles wie gewohnt ab. Wir kehrten also um, bogen auf die D 955 ab und über Ortaköy näherten wir uns Mardin, welches wir nach rd. 20 km erreichten. Dort angekommen stellten wir fest, dass aufgrund der innerstädtischen Straßenverhältnisse es ratsam ist, Wohnmobile am Stadtrand zu parken. Auf Empfehlung der Polizei stellten wir unsere Fahrzeuge gleich gegenüber der Jandarma auf diesem Parkplatz ab, der auch als Übernachtungsplatz infrage kommt und überwiegend von Dolmus-Bussen benutzt wird. Wir machten einen kleinen Bummel im Ostteil der Stadt und kamen auch an diesem Trinkwasserspender vorbei. Als ich mich für ein paar Minuten zum Fotografieren von den anderen entfernte, stellten sie sich neben einem Geschäft in den Hausschatten. Der Besitzer des kleinen Ladens kam sofort heraus, stellte drei Stühle auf den Bürgersteig und gab ihnen etwas zu trinken, eine Bezahlung lehnte er rigoros ab. Das ist türkische Gastfreundschaft, nirgendwo anders haben wir so etwas bisher erlebt. Zwischendurch suchten wir zur kleinen Stärkung ein Restaurant auf, von dem aus wir einen super Blick hinunter auf die Ebene in Richtung Syrien hatten. Als wir bei einem Barbier vorbeikamen, entschloss sich Gerhard spontan, diesen aufzusuchen, vor allem deswegen, weil es überall heißt, eine solche Prozedur soll man sich in der Türkei nicht entgehen lassen. Anschließend ließ ich mich zur gleichen Behandlung überreden, muss allerdings sagen, dass es für mich nichts Überwältigendes war. Dann machten wir uns auf den Rückweg, kamen an einem Obstgeschäft und an einer Teestube vorbei, wo ich Spielern über die Schulter schaute und wir sogleich zu einem Tee eingeladen wurden. Zum Schluss begegneten wir noch einer Ziegenherde, unter die sich auch ein paar Schafe gemischt hatten, und kurz nach der Weiterfahrt warfen wir einen Blick zurück auf den Burgberg von Mardin, auf dem sich eine Radaranlage befindet. Anschließend gelangten wir auf die D 380, durchfuhren Cumhuriyet, streiften die kleine Ortschaft Alicli und gelangten nach Midyat, wo wir auf die D 955 in Richtung Batman abbogen. Weiter durch eine bergige Landschaft fahrend erreichten wir die auf 500 m Höhe liegende Ortschaft Hasankeyf, wo wir erst einmal vor der Tigris-Brücke wegen starken Sonntagsverkehrs aufgehalten wurden. Dann aber ging es über den Tigris und auf den gleich hinter der Brücke befindlichen Park- und Übernachtungsplatz, von dem aus man einen schönen Blick auf den Tigris und die Ortschaft hat, wobei auch bei Nacht der Anblick nicht zu verachten ist. Gleich neben dem Parkplatz führt ein Weg hinunter zum Fluss und dann sieht das Ganze so aus. Wer aber diese Ausblicke noch genießen will, sollte sich beeilen, denn nach Plan soll die Ortschaft 2016 zum größten Teil durch den Bau des Ilisu-Staudamms überflutet werden. Aber nun hat das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei einen Baustopp aufgrund fehlender Umweltauflagen verfügt.