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Schottland Reisebericht
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Re:Schottland Reisebericht
Tag 9 (Dienstag): Ullapool
Oh je! Was hatten wir uns nur dabei gedacht...
Nein, die Nacht war es nicht, im Gegenteil: Ein traumhafter Sonnenuntergang samt Regenbogen krönte den Abend und keine unser bisherigen Nächte war stiller gewesen als diese. Aber der nächste Morgen... Die tanzenden Mitches vor den Fenstern verhießen nichts Gutes. So gab es Kaffee und Frühstück im Auto, Vertreterdusche sowie die Suche nach einem Platz, an dem wir wenigstens die Zähne putzen konnten. Was wir mit jeder Menge Pusteln – und so manche Mücken mit dem Leben bezahlten. Kurz darauf trafen wir zwei junge Männer, die sich auf einem Parkplatz zur Wanderung fertig machten und neben der Ganzkörperverhüllung auch noch einen Hut mit eingebautem Mückennetz überzogen (s. Bild) - man muss sich nur zu helfen wissen (unsere Rettung hieß Autan).
Etwas frustriert wegen der ungeplanten Morgenattacke und dem nicht berauschenden Wetter zogen wir los, wieder zurück nach Portree, von dort aus an der Burg Moir in Kyleakin vorbei und wieder über die Brücke aufs Festland. Von dort aus ging es zunächst wieder ein Stück zurück – bei aufbrechendem Wetter. Unser Wetterglück sollte uns auch heute nicht verlassen, doch davon später.
Das folgende Stückchen Schottland, die obere Westküste, sah wieder ganz anders aus als die Landschaften zuvor: Grün, mit teilweise uraltem Baumbestand (Mammutbäume?), kleinen versteckten Lochs in den Tälern, dann wieder weite Moor-Hochebenen, die wir schon kannten. Teilweise fühlten wir uns an Kanada erinnert, nur dass diese Berge hier rund sind und nicht spitz. Auch hier wechselten sich die Single-Trails mit zweispurigen Straßen ab. Wir konnten vor uns die eine oder andere Regenzelle sehen, aber uns selbst traf es selten und dann nur kurz. Das ging so bis zum Abend und hörte auch in Ullapool, dem nächsten Stopp, nicht auf. Ein genialer Campingplatz direkt an der Wasserkante zum Loch, ein traumhaftes Hafenstädtchen, Fish & Chips in der Bar des Jahres („Chippy“) und zu guter Letzt noch einen Absacker mit Schwarzbier in einer Hafenkneipe – was will man mehr? Zwischendurch besorgten wir noch ein Mitbringsel für Tochter, zwei weitere Triples für meine Whisky-Sammlung und eine Westie-Karte für Bekannte mit Westie. Am Hafen gab es ein ziemlich großes Schiff (Küstenwache) und tatsächlich einen Seehund, der im Hafenbecken neugierig auf die Kaimauern schaute. Glück muss man haben! Die Rundfahrt mit dem Speed-Boot zu den Robbenbänken und Delfinen war leider schon weg und so wird es bei den Fantasien bleiben.
Den Nachmittag und Abend über konnten wir sehen, wie ein Regenband nach dem anderen im Landesinnere vorbei zog, während wir an der Küstenlinie blauen Himmel und Sonne hatten. Ich sage ja: Schottland liebt uns!
Ob wir morgen wohl auch so ein Glück haben werden? Wir wollen in eine einsame kleine Bucht namens „Sandwood-Bay“, 90 Minuten Fahrzeit und zwei Stunden Fußmarsch weiter nördlich. Und wenn nicht – nun, dann suchen wir uns eben ein neues Ziel, Schottland hat ja genug davon. Bis dahin Gute Nacht!
Nachtrag: Wir hatten noch ein Guinnes, einen Topf Muscheln und eine Gratis-Vorführung mit Drums & Pipes im Dorf und kamen dem entsprechend spät, aber gut gelaunt zurück.


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01.09.2010|14:12 | stucki | 10
Re:Schottland Reisebericht
Tag 10 (Mittwoch) – Durness
Nach einer stürmischen Nacht begann der Tag ähnlich unruhig. Spät abends hatte eine Familie mit Kindern neben uns ihr Zelt aufgebaut, aber nicht gut gesichert, und so drohte das Teil im Sturm einzuknicken. Tat es aber nicht, zum Glück. Inzwischen war die Flut gekommen und Gischt leckte nach unserem Platz – toll!!! Respekt auch dem Engländer, der am frühen Morgen direkt neben uns sein Frühstück briet – Speck. Im Regen. Hier war halt Sommer befohlen…
Mit etwas Wehmut verließen wir diesen wirklich tollen Campingplatz in Richtung Norden. Dank Wetterbericht wussten wir, dass der Tag nass werden würde, und machten uns nicht viel Hoffnung auf die angepeilte Wanderung zur Sandwood-Bay. Immerhin hatten wir inzwischen mehrfach erlebt, dass das Wetter bis zum Mittag aufbrach und hinterher richtig schön wurde. - Wurde es aber nicht und so verlief unsere Fahrt durch die nördlichen Highlands bei Nebel (= tief liegenden Wolken) und Bindfaden-Regen. Schottisches Wetter halt. Dem entsprechend schnell waren wir auch mit unserem nächsten Ziel fertig, der Ruine Ardvreck-Castle bei Inchnadamph. Nass wie die Waschweiber machten wir ein paar Fotos und verzogen uns wieder in unser schönes, warmes und vor allem trockenes rollendes Zuhause!
Die nördlichen Highlands sehen wieder ganz anders aus als die westlichen, mehr blanker Fels, nur stellenweise mit Heidekraut überzogen. Wir sahen mehrere Stellen, an denen Torf gestochen wurde, und tappten im nassen Moor herum („Erlebniswerte“). Hut ab vor denen, die hier das ganze Jahr über leben und/oder arbeiten!
An der entscheidenden Kreuzung dann konnte man den Abzweig vor lauter Regen kaum noch sehen und so war die Entscheidung klar: statt Sandwood Bay und der 4-stündigen Wanderung also Plan B: Durness. Das erwies sich als winziges Dörfchen mit einer wirklich toll gemachten Tourist-Info, die vor allem für Kinder viel zu bieten hat. Selten haben wir bisher Ausstellungen gesehen, in denen Schilder mit „berühren erwünscht“ hingen! - Im Info-Point erfuhren wir mehr über unser nächstes Ziel, die Höhle „Smoo Cave“. Wetterbedingt musste zwar die Bootstour durch das Innere ausfallen, aber die Höhle selbst war zu Fuß erreichbar und für jedermann offen. - Kaum hatten wir uns regenmäßig angezogen, kam unser sprichwörtliches Wetterglück wieder: Der Himmel riss auf und schenkte uns zwei tolle Stunden, stellenweise sogar mit blauem Himmel und Sonne!
Die Höhle war beeindruckend und nass. Ein dunkler Moorwasserfall ergoss sich von oben und ließ die Kammer im nu zur Duschkabine werden. Konnten trotzdem Fotos machen. Da das Wetter weiter aufbrach, trauten wir uns noch ein Stückchen weiter und fanden eine aufregende Bucht. Endlich hatte ich meine Gischt, und was für Brecher sich da austobten!
Irgendwann zog das Wetter wieder zu und wir weiter. Das Navi führte uns an einer Bucht vorbei, die wir auf dem Hinweg schon als möglichen Stellplatz für die Nacht auserkoren hatten. Ein Dachdecker schraubte an dem Dach des kleinen Häuschens herum und der Besitzer stand daneben; er hatte nichts dagegen, dass wir hier über Nacht standen, und wünschte uns viel Spaß. Bei einer privaten kleinen „Wattwanderung“ fanden wir so manch aufregende Bewohner wie tote Fische, lebende Krabben, Wattwürmer und jede Menge tote und lebende Muscheln. Der leicht fischige Geruch kam, wie wir später feststellten, vom Makrelenfriedhof hinterm Haus (Bootshaus), störte uns aber nicht. Auch hier konnten wir fasziniert beobachten, wie die Flut in das vor Kurzem noch bewanderte Gebiet strömte – toll zu wissen, dass wir da gerade noch lang gegangen sind.
Gegen Abend stieß ein nasser französischer Fahrradfahrer zu uns, der schon seit April in Irland (Sonne) und Schottland (Regen) unterwegs war, 2500 Km – alle Achtung! Überhaupt haben wir erstaunlich viele Radfahrer gesehen, die sich nass und müde durch Berge und Regen quälten – nix für uns, aber Achtung für jeden, der das macht.


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01.09.2010|14:43 | stucki | 11
Re:Schottland Reisebericht
Tag 11 (Donnerstag): Drumnadrochid und Loch Ness Inverness
„Unser“ Franzose verriet uns im Laufe eines gemeinsamen Frühstücks (bzw. Morgen-Kaffes) dann doch noch mehr: Er lebt in der Bretagne und hat die Zeit zwischen Schule und späteren Plänen u.a. mit dieser Reise gefüllt. Er ist der Ansicht: Ich bin noch jung und später komme ich nicht mehr dazu (gute Ansicht!). Was er später mal machen will, da ist er noch nicht festgelegt, aber als nächstes hat er eine Radtour durch die Mongolei geplant – Respekt!
So ging der Morgen schnell vorbei und später als gedacht ging es los in Richtung Drumnadrochit und Monster-Exhibition. Etwas wehmütig verabschiedeten wir uns von den westlichen Highlands und folgten den Zeichen der zunehmenden Zivilisation. Diese endete wohl oder Übel in einem nicht enden wollenden Touristenstrom – und der Monster-Exhibition am Loch Ness. Nachdem wir dem Kaufrausch gefrönt und diverse Mitbringsel erstanden hatten, ging es los zur Ausstellung. Die war gar nicht so schlecht gemacht: In eine Collage aus Informationen, Fragen, Film- und Zeitungsausschnitten wurden in einer Multi-Media-Show diverse Theorien über das Ungeheuer von Loch Ness aufgestellt und wieder verworfen; am Ende blieb die Frage, ob es sich nun um eine fixe Idee oder ein tatsächliches Phänomen handelt, im Raum stehen.
Von dort aus ging es weiter nach Urquardt Castle, die Ruine einer der größten Burganlagen, die ich je gesehen habe. Es wurde viel erklärt und beschrieben und eine Reihe Fotos landeten im Digi-Kasten, unserem sprichwörtlichem Wetterglück entsprechend mit einem Sonnenloch und dem dazu gehörigen Regenbogen. Klasse!
Ab nun hatte die Zivilisation uns endgültig am Kragen und wir zogen weiter nach Inverness. Die Stadt zeigte sich ziemlich ungehalten, was Parkmöglichkeiten für größere Autos anbelangt, aber wir fanden schließlich doch noch etwas - nach zwei Extrarunden im Feierabendverkehr am gelben Doppelstreifen (= absolutes Halteverbot) und einer Portoion Fish & Chips zum Mitnehmen und anschließend auch einen „richtigen“ am Bahnhof. Der wurde ausgiebig genutzt mit Shopping (leider hatten nur die Touristenläden noch offen, alle anderen schließen bereits um 17:30, doch auch da kamen wir zu unserer Beute) und – Ale. In einem echt schottischen Pub. Da wir schon über 18 waren, durften wir bleiben und ein zweites trinken, während die Franzosen nach uns mit ihrem Nachwuchs wieder gehen mussten.
Später auf dem Parkplatz stellten wir wieder Hitchcocks „Die Vögel“ nach. Alles was man braucht sind 2-10 Scheiben Toast, und wird man zum Liebling des Federviehs. Anschließend fanden wir mit Hilfe des Navis einen schönen Stellplatz am Wasser in der Einfahrt zu einer Viehweide (hoffentlich muss der Bauer nicht ausgerechnet morgen ganz früh hier rein!) und wir konnten endlich alles für die Nacht richten. Was für ein Tag!


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01.09.2010|15:22 | stucki | 12
Re:Schottland Reisebericht
Tag 12 (Freitag): Dufftown
Der Tag begann gut, es regnete nur hin und wieder und auch dann nur kurz. Nach dem Frühstück wagten wir uns noch ein wenig weiter in Richtung Zivilisation und nahmen die Whisky-Straße der Speyside ins Vizir in Richtung Dufftown - dem Mekka derjenigen Whisky-Fans, denen die Torfnote des Westens nicht so zusagt.
Zuvor aber gab es Abstecher: Erst die zufällig gefundene Destillerie von Elkin Glen Morray. Die Führung reizte uns nicht, aber dem nett eingerichteten und bestückten Laden statteten wir doch einen Besuch ab. Was natürlich nicht ohne Folgen blieb: ein weiteres Triplett für die Sammlung. Und der feste Vorsatz, jetzt eigentlich nichts mehr zu kaufen. (Ha!) Dafür ließ ich mir aber noch das Ware-House zeigen, das bei den letzten beiden Führungen gefehlt hat.
Weiter ging es. Etwa 6 Meilen vor Dufftown dann ein weiterer ungeplanter Stopp: Die Fassmacherei für die gesamte Gegen lud zu einer Besichtigung ein, die wir uns nicht entgehen ließen. Und das zu recht: Mit Infotafeln, einem Film und Life-Zuschauen bei der Arbeit räumten sie mit dem Mythos auf, dass das ein einfaches Handwerk sei. Besonders begeistert war ich von den Bergen an Fässern hinter dem Haus sowie den ausrangierten und geöffneten Fässern, die vor dem Eingang herum lagern und genial nach ihrem teuren Inhalt rochen. Hätte nicht mehr viel gefehlt, und wir hätten neben unserem Spanier noch einen weiteren Fass-Gast im Wohnzimmer unterzubringen...
Dann endlich erreichten wir Dufftown. Zuerst erwischten wir Belvenie – und waren enttäuscht: Kein Shop, kein Visitor-Centre, und schon dreimal keine Führung! Dafür ein riesiges Lagerhaus mit eingestürztem Dach – na vielen Dank auch! Wenigstens konnten wir bei unserem unangemeldeten Alleingang durch das Werksgelände sehen, wie die eingeweichte Gerste in Lagern vor sich hin trocknet und zu Malz wird, wenigstens etwas. Dann doch lieber gleich zum großen Bruder Glenfiddich nach nebenan, dort gab es alles, was das Herz begehrt. Und siehe da: Glenfiddich und Belvenie gehören zusammen, und schon war die liebe Seele wieder beruhigt (und der Sammlertrieb auch). Auch diese Führung (Glenfiddich bedeutet übrigens: Tal des Hirschen) war neu und interessant. Die Gärbottichen z.B., in denen der gemälzte Gerstensaft vor sich hin gärt und blubbert. Ich schoss natürlich auch von überall aus Fotos. Es gab auch Ecken, in denen es wegen der hohen Alkoholkonzentration (Grins!) zu gefährlich dafür sein sollte, aber von der belüfteten Tür aus ging es doch. Am Ende gab es noch die Geschichte der Engel, die den verdufteten Alkohol (Angels share) dem Leben im Himmel vorziehen und es sich lieber hier auf der Erde bequem machen. Und eine Probe. Und die Erkenntnis, dass der 15-jährige Glenfiddich besser sein kann als der 18-jährige (für uns zumindest).
Nachdem meine Whisky-Tour hiermit soweit abgeschlossen war, gönnten wir uns noch ein spätes Mittagessen in einem echt urigen kleinen Pub in Dufftown. Der war so kitschig aufgemacht (Pop-Geschichte von Frankie über Beatles bis zu Elvis), dass sie schon wieder Stil hatte. Ich gönnte mir einen asiatischen Burger und hinterher ein Stück englische Schokoladentorte, meine Frau einen Toast mit Salat und wir beide ein Guinnes, dann war es Zeit für die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Wir wurden schnell fündig und stehen nun auf etwas, das aussieht wie eine ehemalige Erd-Deponie. Overnight-Parking ist nicht verboten – und somit erlaubt. Damit wird es Zeit für das zweite Bier und Proben der erstandenen Whiskys – Cheers!


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01.09.2010|15:58 | stucki | 13
Re:Schottland Reisebericht
Tag 13 (Samstag): Dufftown nach Edinburg Grampiens
Die Nacht verbrachten wir weitgehend Mücken- und Menschenfrei. Lediglich gegen Morgen kam eine alte Lady des Weges mit Hund, ansonsten blieben wir ungestört. Da heute außer der Fahrt durch die Lowlands (= südlicher gelegene Highlands) in Richtung Edinburgh nichts Größeres auf dem Plan stand, standen wir später als sonst auf (Frühstück um 9:30 – das gab es schon lange nicht mehr!).
Wir nutzten jede Gelegenheit, um die Fahrt etwas aufzupeppen, und kamen z.B. in die Nähe des Schlosses (Balmoral Castle), auf dem die Queen samt Entourage ihren Sommer zu verbringen pflegt (weswegen wir auch nicht rein durften). Wir haben lediglich ihre Pitbulls (= police-Officers) vor dem Tor gesehen. Die gleich im Dorf nebenan liegende Burg (Breamer Castle) war langweilig und so sparten wir sie aus und fuhren gleich weiter. Das Dorf ist ansonsten aber auch noch für seine Highland-Games berühmt, aber die gibt es erst wieder am ersten September-Wochenende, dafür dann mit Besuch der Queen. Tja, manchmal ist man halt zur falschen Zeit am richtigen Ort. Man kann nicht alles haben.
Die Höhen hier (Grampian Mountains) sind tatsächlich anders als die höher gelegenen Highlands. Sie wirken weniger fremd und einsam. Im Gegenteil: Auf den „Hügel“-Spitzen und Passhöhen sind riesige Ski-Anlagen, alles ist vorbereitet für den Winter und wartet mit Schneekanonen darauf, dass es los geht. Na, mein Ding ist das eher nicht.
Dann endlich war die große Stadt da! Ich finde sie aufregend, meine Frau hat eher ein gespaltenes Verhältnis zu Städten, aber unser Campingplatz ist klasse! Die nächsten 2 Tage werden wir uns in Schottlands Hauptstadt umsehen und mitnehmen, was geht. Bin gespannt! Auch hier gab es den inzwischen schon berühmt-berüchtigten Absacker (= 2 Ale) in der „Stable-Bar“, diesmal in einem victorianischen Herrenhaus am Platz. Das Ambiente hatte was!
Nun sind wir gespannt auf morgen und schlafen schon mal ein wenig vor. Man kann ja nie wissen, wann wir unseren Bus wieder sehen...


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01.09.2010|16:23 | stucki | 14
Re:Schottland Reisebericht
Tag 14 (Sonntag): Edinburgh – The Fringe
Edinburgh – was für eine Stadt! Alt und neu, gothisch und viktorianisch, Britisch, schottisch, japanisch und international auf engstem Raum zusammen! Und das bei megagenialem Wetter!
Aber fangen wir am Anfang an: Nach einer wenig gestörten Nacht auf diesem wirklich komfortablen Campigplatz ging es gegen 11:00 Uhr los in Richtung City-Center. Der Bus fährt keine 5 Minuten entfernt alle halbe Stunde ab und auch wieder zurück. Dank der genialen Info-Vorbereitung des CP kauften wir unser Bus-Ticket (Tages-Ticket 3, - Pfund pro Person) gleich beim Fahrer und fuhren etwa eine halbe Stunde lang in die Stadt hinein. Fahrplan und Übersichtskarte waren gleich mit dabei und so wussten wir, wann wir raus mussten. In Edinburgh war heuert nicht nur das alljährliche Military-Tattoo (Drums & Pipes life und in action – 60 jähriges Jubiläum!), sondern auch noch eine Art riesiges Stadt- und Straßenfest mit Kleinkunst-Darbietungen ohne Ende (Fringe). Wir landeten gleich zu Beginn des Tages in einem Künstler- und Handwerkermarkt im Park und arbeiteten uns dann der Übersicht halber zum Edinburgh-Castle vor. (Ist im Grund eine riesige Kriegs-Aufklärungs-Anlage der Schotten von den keltischen Anfängen bis zum jetzigen Afghanistan-Krieg, auch als Mahnung gedacht.) Vor dem Castle trafen wir Braveheart – nein, nicht in echt, aber eine verdammt gute Kopie! Wir spendeten für die Leukämie-Stiftung und ließen uns mit ihm fotografieren. Und unterhielten uns anschließend über Bürgerkriege in Schottland, Deutschland und sonstwo.
Vom Castle aus ging es ins Gewühl der Innenstadt. Erst mal was essen, diesmal keine Fish und Chips, dafür Back-Kartoffeln. In den Räumen einer ehemaligen Kathedrale, die zum Kleinkunst- und Kulturzentrum umgebaut wurde und damit recht erfolgreich ist.
Die Innenstadt war einfach brechend voll, trotz Sonntag hatten die meisten Geschäfte geöffnet und rangen zusammen mit den Restaurants und Künstlern um die Gunst der vielen Zuschauer (lt. dem Franzosen, den wir neulich kennen gelernt haben, wurden etwa 1 Mio Zuschauer erwartet). Gefühlt die Hälfte davon haben wir persönlich getroffen. Wir sahen trotzdem die große St. Giles Kathedrale, in der gerade ein schönes Orgel-Konzert lief, viele kleine Gässchen und Hinterhöfe und nicht in alle davon wollten wir hinein, da die einen oder anderen zwielichtigen Gestalten mit nicht weniger zwielichtigen Geschäften unterwegs waren! Musik gab es überall und ich habe – nein, diesmal keinen Whisky, sondern Drums-and-Pipes-CD’s gekauft. Und einen Sweater mit Schotten-Kreuz. Und meine Frau hat jetzt einen warmen, weichen schottischen Woll-Umhang mit Tartan-Muster!
Das Whisky-Museum konnte uns wider Erwarten nicht locken, da wir alles schon in life gesehen hatten und uns die Disney-Show mit Plastik-Whiskyfässer-Geisterbahnshow eher abschreckte. Auch die meisten der angebotenen Whiskys im Verkaufsraum hatten wir schon besucht und waren daher damit nicht zu locken. So zogen wir wieder ab. Das Schottische Museum und die Camera Obskura heben wir uns für morgen auf, der Tag will auch noch gefüllt werden und heute taten uns irgendwann die Füße weh. Ein „All-You-Can-Eat-Buffet“ beim Chinesen musste die Lebensgeister wieder wecken, was auch hervorragend klappte. Zum Abschluss dann gab es noch eine Gratis-Vorstellung der schottischen Sackpfeifen-Band „Red Hot Chilli Pipers“, aber nur als Zaungast, denn das Konzert war schon fast zu Ende. So genossen wir außerhalb des Zeltes bei einem Glas Bier und fuhren dann ganz entspannt wieder zurück. Was für ein Tag!


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01.09.2010|16:34 | stucki | 15
Re:Schottland Reisebericht
Tag 15 (Montag): Edinborough II
Dieser Tag – es wird in unserer Erinnerung der letzte bleiben, da morgen der Rückweg nach Hause beginnt, schnief! – begann etwas trübe, wenn auch mit 14° recht warm. Die Wolken sollten bis zuletzt beherrschendes Bild am Himmel bleiben, wenn uns auch der Regen bis auf die letzten 5 Minuten verschonte.
Wir begannen unseren letzten Tag erneut mit einem Kaffee im Kirchenladen, anschließend ging es ins optische Museum, der „Camera Obskura“. Was gab es da nichts alles an optischen Täuschungen zu sehen und zu entdecken! Ich hatte den meisten Spaß an einem Steg, der vorgaukelte, dass sich die Welt um einen herum dreht, und dem entsprechend schnell wurde meiner Frau schwindelig und schlecht. Sie hingegen fand die Veränderung von mir (mit Bart!) in einen Säugling oder Schimpansen klasse – mal sehen, was davon nachher auf dem Foto noch zu sehen ist. Danach mussten wir uns erst einmal stärken – mit einer Schachtel Pizza und einer gebackenen Kartoffel (für mich extra scharf mit Curry-Huhn, bei ihr taten es gebackene Bohnen. Hmmm!)
Anschließend ging es ins historische Museum. Von der Steinzeit und ihren Tieren über die Eisen- und Bronzezeit bis hin zur Moderne und Ausblicken in eine mögliche Zukunft – Schottland wird ein Land bleiben, vor dem ich den Hut ziehe! Umso mehr, als wir nach langem Suchen und Herumstreifen in der Innenstadt (mit Ausflügen in die Prinzess-Mall oder zum Hard-Rock-Kaffee, die uns aber beide nicht zusagten) endlich in einem urigen Pub landeten, der schottisches Ale verkaufte. Und was für welches! Nach knapp 3 Stunden (und einer Portion Muscheln mit Chips) verließen wir den Laden wieder und waren rundum glücklich. Ein würdiger Abschluss für unsere Reise!
Heute sahen wir auf dem Heimweg zwar keinen Braveheart, dafür gab es aber beim Warten auf den Bus ein kleines Feuerwerk, Drums & Pipes auf der Straße und die letzten Klänge des Edinburgh Tattoo Festival. Was will man mehr? Bleibt zu hoffen, dass der wirklich tolle und gelungene Eindruck, den Land und Leute hinterlassen haben, eine Weile hält.

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01.09.2010|17:01 | stucki | 16
Re:Schottland Reisebericht
Tag 16 (Dienstag) – Von Ediburgh (fast) in den Sherwood Forrest...
Sherwood Forrest – naja, das ist so eine Sache mit den Wäldern von damals. Da Robin Hood sich sein Revier jetzt mit einem Flughafen und jeder Menge Städte und Bauern teilen muss... Aber gehen wir der Reihe nach vor:
Die Regen-Nacht wurde dank Ohrenstöpseln problemlos bewältigt und als um sieben Uhr der Wecker piepte, erwartete uns ein zunächst kühler und feuchter Morgen mit Nieselregen – bäh! Wir bauten in Ruhe ab und stellten das Navi auf Dover ein. Ohne Störung und Pause hätten wir das Ziel am frühen Abend erreichen können, aber wir wollten es ja ruhig angehen lassen.
Den ersten geplanten Stopp legten wir daher bei der Melrose-Abbey ein, einem ehemaligen Kloster, um das sich zwischen 1200 und 1550 Schotten und Engländer immer wieder mal gestritten haben. Irgendwann wurde es zerstört, wieder aufgebaut, und jetzt hat der Zahn der Zeit gehörig genagt. Dennoch ist genug übrig, um sich in Ehrfurcht insbesondere vor der damaligen Baukunst zu verneigen.
Nur wenige Kilometer davon entfernt ein noch beeindruckenderes Beispiel dafür, die Jedburgh Abbey. Auch sie ein Kloster, diesmal von den Augustinern, und auch sie teilweise zerstört, aber neben der eigentlichen Abtei gab es diesmal auch ein Gefängnis und ein Museum zu sehen. Beeindruckend und so voll mit Bildern, dass ich die Geschichten dazu zu Hause erst einmal nachlesen muss. Zum Glück gibt es ja die entsprechenden Führer, wenn auch nur auf Englisch. Ich war hier am stärksten beeindruckt davon, wie weich und bröckelig der (Sand-)Stein ist, aus dem die Abbey besteht. Wenn man ein wenig mit den Fingern daran reibt, bleibt nichts als Sand in der Hand. Das alles ans Halten zu kriegen – whow! Und dann die engen Wendeltreppen nach oben – nichts für schwache Nerven.
In Jedburgh gab es dann auch die offiziell allerletzte Portion Fish & Chips für mich (Frauchen wollte lieber Maccaroni mit Käse) – von einem Deutschen, der schon vor 50 Jahren dorthin ausgewandert ist. Wie klein die Welt doch ist!
Die Borders, also das Schottisch-Englische Grenzgebiet, verabschiedeten uns endgültig aus diesem schönen Land – mit muskalischer Begleitung: Stimmungsvoll spielte ein Dudelsack-Schotte den typischen Touristen-Song „Scottland, the Brave“. Wir sind uns einig, dass wir Schottland wenn möglich irgendwann noch einmal sehen möchten.
Ab da gab es dann nur noch Autobahn. Kilometer um Kilometer strichen an uns vorbei. Kurz vor Nottingham machte wir einen kleinen Schlenker ins Grüne und fanden einen Platz in den Feldern. Der dazu gehörige Farmer fand uns (vor dem Sherriff von Nottingham!) und hatte nichts dagegen, dass wir bleiben. Im Gegenteil, er lud uns sogar ein, auf dem Farmhaus-Gelände zu nächtigen, aber da wir früh wieder los wollen, lehnten wir dankend ab. (Habe ich schon erwähnt, dass auch die Engländer ein echt gast-freundliches Volk sind?)


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01.09.2010|17:25 | stucki | 17
Re:Schottland Reisebericht
Tag 17 (Mittwoch): Dover und Calais
Die Nacht war schön und erstaunlich ruhig, die nahe Autobahn kaum zu hören. Wir haben bis um 07:30 Uhr geschlafen, uns ein langsames Frühstück gegönnt, und sind dann gleich zurück auf die Autobahn gefahren. Die irgendwann „M2“ heißt – mit lustigen Folgen: Die Blechmarie forderte wieder auf, doch bitte der „Quadratmeter“ zu folgen. Was für ein drolliger Start in den Tag.
Von der Fahrt nach Dover gibt es nicht viel zu erzählen. Der in den Reiseführern angedrohte Stau um London blieb aus, mehr als etwas zäher Verkehr bei einer längeren Baustelle gab es nicht. Dem entsprechend früh waren wir in Dover und nutzten die Zeit für eine Wanderung mit ausgiebiger Pause an den weißen Klippen. Das war schön!
Die Stadt selber hat uns nicht wirklich gefallen, auch wenn sie meine definitiv allerletzte Portion Fish & Chips auf britischem Boden hergegeben hat.
Den Rest der Wartezeit verbrachten wir auf einem Parkplatz am Hafen. Dort gab es viel zu sehen, z.B. einen Rucksacktouristen, der „seinen“ Parkplatz zum Schlafen nutzte. Mit Schlafsack. Auf dem Asphalt. Sachen gibt es...
Wir kamen etwas früher zum Check-In und durften eine Fähre früher nehmen (21:25 statt 22:45), das heißt: 1, 5 Stunden früher am Übernachtungsplatz irgendwo hinter Calais. Ich hatte mich frühzeitig schon dort umgesehen (Google sei Dank!) und eine passend aussehende Ecke im Wald gefunden. Nun hoffen wir, dass man da auch rein kommt und wir ein paar Stunden Schlaf bekommen. Ansonsten gibt es ein wenig Abschiedsschmerz, aber auch erste Freude auf das Essen in Frankreich. Wir werden den erstbesten Super-U stürmen und die Buchten vollklauben mit Käse, Wein und natürlich Baguette. Voila!
Die Fähre war diesmal nicht ganz so entspannt wie auf der Hinfahrt, starker Seegang machte vor allem meiner Frau zu schaffen. Ich hatte weniger Probleme damit, verdrückte das Abendessen im Bordrestaurant und das letzte Ale und kaufte - den letzten Whisky (auf der Fähre um einiges günstiger als auf der Insel oder unserem Festland). Ein Geschenk für die Tochter war auch schnell gefunden und dann waren die 90 Minuten auch schon um. Zu guter Letzt fand sich auch eine knappe halbe Stunde auswärts ein Übernachtungsplatz, schön in einem Stoppelacker. Und jetzt – gute Nacht!


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01.09.2010|17:41 | stucki | 18
Re:Schottland Reisebericht
Tag 18 (Donnerstag): Calais via Frankreich nach Hause
Der endgültig allerletzte Morgen kam, und zwar mit Sonne. Wir ließen uns Zeit und suchten zunächst eine Tanke. Die war schnell gefunden, anschließend ging es nach Saint Omer ins nächste Einkaufszentrum. (Es wird wohl lange brauchen, bis meine Frau die britischen Fish&Chips vergessen und verdaut hat!) Also hieß es Käse kaufen. Mit Baguette. Und Rotwein. Und frischem Fisch (ohne Panade drum herum) für heute Abend. Und Garnelen. Und Knoblauch – alles, was man für ein zünftiges Mahl nach französischem Muster halt so braucht! War das gut!
Inzwischen war es doch schon 12:00 Uhr geworden, als wir endgültig den Heimweg antraten. Darüber gibt es nicht viel zu berichten, denn wir wollten nach Hause und haben uns nicht mehr groß umgesehen. Allerdings waren diese zwei Tage Rückweg so lang dass wir überlegen, im Wiederholungsfalle beide Touren über Nacht auf der „großen“ Fähre Hull-Zeebrügge zu machen. Spart Zeit, Diesel und Maut (nicht unerheblich) und dürfte somit auch nicht mehr viel teurer sein als die Autofahrt durch ganz Britannien und Französien.
Kurz vor der deutschen Grenze dann ein weiterer Stopp in Gambsheim zum Tanken. Hier gab es noch etwas Unterhaltung dazu: Ein junger Kerle mit riesigem Leihauto (und nörgelndem Papi) hatte sich festgefahren und kam weder vor noch zurück. Alle mussten rangieren, jemand tupfte unseren Bus an (zum Glück nix passiert) und nahm sich hinterher den Jungfuchs handgreiflich zur Brust. So regelt man das unter Franzosen!
Kurz vor acht war der Urlaub endgültig vorbei und wir wieder wohlbehalten zu Hause.


Fazit: Schottland ist ein Land, das man nur empfehlen kann. Freundliche, nette Leute, gutes Bier (über die Qualität des Essens sind wir geteilter Meinung) und mehr Natur, als wir in fast drei Wochen sehen konnten. Aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt! Und wer wissen will, was „raues, karges Land“ wirklich bedeutet, sollte sich die Insel Islay und den Norden von Schottland ansehen. Es lohnt sich!


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01.09.2010|17:50 | stucki | 19
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