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Schottland Reisebericht
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Re:Schottland Reisebericht
Tag 4 (Donnerstag): Islay und zurück
Nach einer stürmischen Nacht erwartete uns zunächst ein schöner Morgen. Der Camping-Chef beklagte sich über das gute Wetter und bemerkte, dass wir uns ruhig darüber freuen dürften, da wir ja Urlaub hätten und nicht arbeiten müssten. Wir überlegten noch, ob wir 15° und wechselhaft als „warm“ und „schönes Wetter“ bezeichnen würden, da kamen uns auch schon die ersten Einheimischen mit kurzen Hosen und T-Shirt entgegen - es ist halt alles eine Sache der Perspektive.
Von Port Charlotte aus ging es nach Kilchoman an den Strand, wo es uns kräftig abduschte. Mit den Schirmen bauten wir vorübergehend eine Wetterburg, bis das Gröbste vorbei war, dann setzten wir den Spaziergang fort. Und tatsächlich, wenig später war das Wetter zunächst akzeptabel und dann wieder schön. So ist Islay.
Vom Strand aus ging es weiter nach Bowmore: Fish & Chips-Shop gesucht (leider erfolglos), Frischwaren im Spar gekauft (und gleich verdrückt), runde Kirche angesehen, eine urige Hafenkneipe gefunden (aber nicht geentert, da Mittagspause) und, zum Abschluss noch die dortige Destille besucht (und wieder eine Kleinigkeit für die Sammlung mitgenommen) – also alles erledigt, was anstand. Dann ging es zurück nach Port Ellen, wo die Fähre gegen 18:00 wartete. Zwischendurch noch ein Geheimtipp: die wirklich wunderschöne Steilküste am Hull of Oa. Langhaarziegen, Wollschafe, wilde zerklüftete Felsküste und jede Menge Natur. Und das bei blauem Himmel und Sonne – einfach schön. (Da sag noch einer, dass Schottland nur schlechtes Wetter habe!) Das etwas weiter gelegene amerikanische Monument mit viel Kriegs-Kultur haben wir ausgelassen und uns stattdessen in die Sonne gehockt und den blauen Himmel genossen!
Nun sitzen wir hier am Hafen und warten auf unsere Fähre. Ob die abends wohl auch so ein tolles Essen anbieten wie morgens? Diesmal wollen wir uns ein Bier dazu gönnen, da wir hinterher nicht mehr fahren sondern wie vorgestern an der Anlegestelle übernachten wollen.
Nachtrag: Oh ja, hatten sie. Für mich Fish & Chips, für meine Frau Käse-Nudeln und Chips. Danach ein geniales Islay-Bier, das aussah wie Sirup, schmeckte wie Torf und arg an die Insel erinnerte. Am Abend dann noch eine kleine Whisky-Probe in unserem schon bekannten Lager am Fährhafen, und die Nacht konnte kommen.


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30.08.2010|12:21 | stucki | 4
Re:Schottland Reisebericht
seeehr schön und für uns interessant, da das UK für 2011 in unsren köpfen spukt... aber davor haben die gesetzesleute den titer für luna gesetzt... mal sehen, ob wir das im herbst angehen..

macht schon laune, das mal selbst zu er"fahren" nur das schottische frühstück werden wir dankend ablehnen


Grüsse von Karin
meinwomo zeigt dir immer den passenden Platz
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30.08.2010|16:29 | womo66 | 5
Re:Schottland Reisebericht
Tag 5 (Freitag) – Highlands
Mit bangem Erwarten sahen wir dem Tag entgegen, der uns endlich in die Highlands bringen sollte. Ob das wettermäßig wohl noch etwas werden würde? Zunächst sah es ja nicht danach aus und so sahen wir etwas verregnete Gegenden und Landschaften an, die uns irgendwie bekannt vorkamen: Tirol (stellenweise sah es aus wie in Kühtai), Schwarzwald-Hochstraße (rund um Glen Coe) und später sogar noch Titisee (Fort William), aber dazu komme ich später.
Wir nutzten den verregneten Vormittag zum Fahren, da wir wieder ein ganzes Stück zurück mussten und die Strecke schon kannten: von Kennacraig aus über Clifton durch das Glen-Coe-Tal nach Fort William. Dabei sahen wir Parkplätze (voller Japaner und Dudelsackspieler), Berge (die wegen der tiefen Wolken als solche nicht zu erkennen waren), nasse Wanderer und Radfahrer, denen bei dem Wetter sichtlich die mentale Stärke fehlte ; -)))
Wir ließen uns die Laune nicht verderben und streiften trotz der vielen Mücken/Mitches durch ein besonders schönes Stück Hochmoor. Quatschende Füße (wie gut, dass es Gore-TEX-Schuhe gibt!) und jede Menge Autan verhinderten eine Katastrophe und so wurden wir mit einem gigantischen Panorama belohnt. Totenstille, ein einsames Plätzchen am See, um uns herum fast nur Heidekraut und Mücken und vor uns ein traumhaftes Stückchen Land abseits der Touristenroute. War das schön!!!
Trotzdem war die Begegnung mit den Highlands irgendwie ernüchternd. Ich hatte von früher her andere Erinnerungen (da war ich rund dreißig Jahre jünger und das Wetter gigantisch schön) und meiner Frau fehlte irgendwie das Unheimliche, das zu den Werwölfen gehört. Aber die haben sicher nicht an Vermarktung in solchem Stil gedacht...

In Fort Wiliam schließlich erreichte der Nepp seinen Höhepunkt. Whisky ist hier locker doppelt so teuer wie auf dem Schiff, ansonsten erinnert die Stadt arg an Titisee im Hochsommer. Dem entsprechend vorsichtig gingen wir mit unseren Pfund um. Die „Royal Bank of Schottland“ konnte schließlich den 100-er Schein wechseln und wir etwas essen. (Traditional Fish & Chips bzw. eine dicke gebackene Kartoffel mit Käse). Ein erstes Mitbringsel für unsere Tochter war auch schnell gefunden und so machten wir uns nach 3 Stunden wieder davon in Richtung Ben Nevis, wo wir schon von Zuhause aus den passenden Campingplatz gefunden hatten. 8, 50 Pfund pro Person und Nacht, das war echt wenig. Toll gelegen, sauber, nicht so voll - und vor allem direkt am Beginn der Route gelegen, die wir uns für die Bergbesteigung morgen vorgenommen hatten. Ob wir es wirklich angehen würden, hing vom Wetter ab, aber im Moment waren wir guter Dinge. Und falls nicht – nun, dann gab es ja noch den Ausweichplan rund um den Berg. Dem Wetter ist hier eh nicht zu trauen: Bisher fing es immer mäßig an, begann dann im Laufe des Vormittags/Mittags zu regnen und wurde später richtig schön - wir hofften also für den nächsten Tag das Beste.
Am Abend saß neben uns eine italienische Familie im strömenden Regen vor ihrem California und haute sich bei dem Wetter das Abendessen rein – RESPEKT!


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30.08.2010|16:58 | stucki | 6
Re:Schottland Reisebericht
Tag 6 (Samstag): Ben Nevis
Schottland liebt uns! Anders kann ich mir das nicht erklären: Erst die beiden genialen Tage auf Islay, dann die Regenpause in den Highlands, die uns die grandiose Pause am See erlaubte, und nun das: Eine wirklich geniale Tour auf Britanniens höchsten Berg, bei blauem Himmel schon am Morgen.
Zugegeben, „höchster Berg“ hat hier einen anderen Stellenwert als in den Alpen: 1344 Meter, wobei der Aufstieg auf Meereshöhe beginnt. Aber die Tour war trotzdem klasse. Gestern hatte man uns am Ben Nevis Visitor-Center noch gewarnt, nicht vor 10:00 Uhr loszuziehen und abzubrechen, falls es regnete (war sogar bei Wetter-Online angesagt) und man im oberen Drittel die Steinmännle als Orientierung nicht mehr sehen kann (vor lauter Nebel nämlich). Und was war? Eine knappe halbe Stunde Wolken, dann brach es auf und wir hatten Sonne und Wärme auf dem Gipfel!
Der Abstieg war nicht ganz so prickelnd: (Verletzungsbedingt) untrainiert, wie wir gerade waren, gab es bald erste Verschleißerscheinungen (ich hatte mit Krämpfen zu tun und meine Frau mit Wackelknien), aber letztlich ging doch alles gut. Zum Abschluss dann zwei Pint (für jeden!!) mit Ale im „Ben Nevis Inn“ und dann gaaaanz entspannt zurück auf den Campingplatz. Zugegeben: Wir hätten hier im „Ben Nevis Inn“ ewig sitzen und noch viel Ale trinken könne, aber leider fehlte der Sherpa, der den Bus geholt hätte...
Nun sitzen wir hier beim dritten Pint (jetzt aber aus der Flasche, ganz zivilisiert, frisch geduscht und todmüde vor dem Bus), führen Tagebuch und sortieren Fotos. Morgen ist auch noch ein Tag und dann geht es auf die Isle of Skye. Wenn Schottland uns immer noch liebt, müssten die nächsten Tage gigantisch werden...
In diesem Sinne: Cheers!

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30.08.2010|17:20 | stucki | 7
Re:Schottland Reisebericht
Tag 7 (Sonntag): Isle of Skye / Teil 1
Der Tag startete traumhaft mit Sonne, blitzeblauem Himmel – und Muskelkater, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Dem entsprechend wurde einvernehmlich beschlossen, heute keine großen Wanderungen in den Highlands oder sonstigen schönen Plätzen mehr einzuplanen sondern es bei kleineren Besuchen zu belassen.
Nach dem Frühstück (und der Chemieklo-Leerung – was sein muss, muss sein) ging es weiter in Richtung Nord-West, vorbei am Loch Lochy (liegt kurz vor Loch Ness, aber das kommt später). Erneut gab es Highlands (was wollen nur all die Touristen hier?), lebensmüde Motorradfahrer und Natur pur. Es gab „richtige“ Berge, die an Österreich erinnerten, nur dass die Spitzen hier rund sind (wie in Norwegen) und nicht so hoch. Das Heidekraut blühte und die Mitches stachen, was das Zeug hält.
Mittags dann ein Stopp an der Burg Eilean Donan Castle, in welcher vor Jahren Teile des Highlander- Filmes gedreht wurden. Hat dem Bekanntheitsgrad sicher nicht geschadet – und dem Eintrittspreis auch nicht, der mit 5, 50 Pfund erfreulich niedrig ausfiel. Spannend, wie die so vor 100 Jahren noch gelebt haben! Es waren auch originale Dudelsäcke, Schwerter und – natürlich – Kilts ausgestellt. Und Malereien von Schotten mit Röcken/Kilts im Krieg – im Winter. Brrr!
Nach einer Hausmacher-Burger-Pause ging es weiter über die Kylelochalsh-Bridge auf die Insel Skye. Dank unserer Erlebnisse auf Islay sowie der Versprechungen unserer Reiseführer (die Skye allgemein als „schönste Insel Schottlands“ führten) waren unsere Erwartungen ziemlich hoch geschraubt. Zunächst waren wir dann auch dem entsprechend enttäuscht, denn zumindest im unteren Teil sah es auf Skye aus wie zuvor, nur touristisch völlig erschlossen (sprich: überlaufen). Die Krönung schließlich war die Insel-Hauptstadt Portree, die mal wieder stark an Titisee erinnerte. (Nicht wirklich natürlich, aber vom Rummel her.) Was will man auch erwarten an einem sonnigen Sonntagnachmittag in den Sommerferien? Eben!
Von da an wurde es aber besser. Wir arbeiteten uns in den Norden der Insel vor (Trotternish), vorbei am Berg Storr und dem Felsvorsprung, der ihm sein geheimnisvolles Aussehen gibt (Old Mans Storr). Die Straße dorthin, eine wunderschöne Küstenstraße mit endlosen Ausblicken auf zerklüftete Buchten, ferne Bergmassive und unterschiedliche Landschaften, bestand weitgehend aus Single-Trails und entschädigte für Vieles.
Noch weiter nördlich kam der Wasserfall am Killt Rock – und wieder einmal das Niagara-Syndrom. Will heißen: Die Dinge, die es in den Baedeker und Co schaffen, sind selten so beeindruckend wie angekündigt. Und „allein“, „romantisch“ oder gar „idyllisch“ sind Vokabeln, die da einfach nicht hin gehören. (Es sei denn, man findet einen Bus voller Chinesen, die ihre Pommes vor dem Essen einzeln mit der Serviette abtupfen, idyllisch). Trotzdem war der Platz schön und wir beschlossen, hier unser Nachtlager aufzuschlagen, zumal wir auf den Wegen dahin kaum einen Platz gesehen hatten, auf dem frei stehen denkbar gewesen wäre (Sumpf, Hanglage oder „No overnight-parking“). Nun sind wir gespannt, was kommt – eine Nacht in den Highlands, allein bei Regen und Sturm und Meeresrauschen...

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30.08.2010|17:59 | stucki | 8
Re:Schottland Reisebericht
Tag 8 (Montag): Isle of Skye II
Die Nacht war laut – trommelnder Regen und Sturm. Außer uns hatte spät abends noch ein Engländer angedockt und übernachtet – im Golf! Respekt! Pünktlich zum Frühstück wurden Regen und Sturm weniger. Als die ersten Besucher kamen, zogen wir los. Zuerst ging es durch Staffin und dann, scheinbar querfeldein, immer der Straße nach. Ein kurzer Stopp im Tante-Emma-Laden um frische Vorräte aufzufüllen, dann erreichten wir das Freilichtmuseum „Skye Museum of Island Life“ bei Kilmuir. Hier kann man sehen, wie man auf Skye vor etwa 100 Jahren lebte – ganz schön hartes Brot!
Von dort aus ging es weiter an der Westküste der Insel in Richtung Dunvegan Castle, vorbei an der idyllischen Hafenstadt Uig. Dunvegan Castle war gerade eingepackt (fällige Renovierungsarbeiten) und ganz schön aristokratisch. Aber nicht halb so abenteuerlich wie Eilean Donan Castle, außer vielleicht der düsteren Dame mit Schottenrock, die im Innern darauf achtete, dass niemand fotografierte. (Was uns nicht wirklich davon abhielt, aber brav ohne Blitz.) Was der Burg an Charme fehlte, machte der urige Garten wieder wett. Unter anderem enthielt er den Beweis, dass Bier doch im Wald wächst, Guinnes zumindest. Wir haben den breiten Wasserfall gesehen, mit dem es in den Garten strömt. (Und den bösen Zungen die da behaupten, dass das nur Moorwasser sei, glauben wir einfach nicht! Grins!)
Zwischendurch gab es ein eiliges Mittagessen (gebratener Frühstücksspeck mit Toast und Kaffee) auf dem Burg-Parkplatz (der übrigens wie fast alle anderen auch kostenlos ist), dann ging es weiter. Den Leuchtturm am westlichsten Zipfel der Insel (Neist) sparten wir uns – zum einen wegen der noch immer spürbaren Nachwirkungen der Ben Nevis Besteigung in den Beinen, zum anderen weil die Blechmarie das Städtchen nicht finden wollte. Und drittens weil es nicht direkt mit dem Auto zu erreichen war sondern erklettert werden musste – wobei wir wieder bei Punkt eins wären. Zum vierten, weil sich am Horizont dicke graue Gewitterwolken für schottisches Wetter bereit machten. Wir sparten uns also den Leuchtturm und machten Halt an einem 2000 Jahre alten „Hochhaus“, dem Broch Dunbeag bei Brecadale. Gigantisch, was die damals schon an Architektur zustande gebracht haben!
Es sah aus, als würde gleich das nächste Regenband aufmachen, und so retteten wir uns in unser nächstes Ziel, der Hauptstadt Portree. Da wir am Sonntag keinen Fish & Chips Shop gefunden hatten, holten wir das jetzt nach, ergänzt von Hagis (ich wollte ihn wenigstens probieren und muss sagen, dass er wie warme grobe Leberwurst schmeckt) und Waffel mit Eis zum Dessert. Vorher aber gab es einiges zu lachen, denn was wir nicht mehr schafften, bekamen die Möwen. Die hielten ein ziemliches Theater ab, jeder wollte der erste sein und ich brachte mit meinen Chips die ganze schöne Möwen-Hierarchie durcheinander. Haben wir gelacht!
Anschließend ging es wieder 6 Kilometer zurück zu unserem nächsten Schlafquartier in die Pampa. Wir hatten unterwegs einige Holzlager gesehen, an denen es sich gut stehen ließ, und zogen uns dorthin zurück. Nun sitzen wir bei einer Dose Kinder-Lager (2, 5 %) und vollem Ranzen hier und warten darauf, dass es Nacht wird. Gute Nacht!


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01.09.2010|13:48 | stucki | 9
Re:Schottland Reisebericht
Tag 9 (Dienstag): Ullapool
Oh je! Was hatten wir uns nur dabei gedacht...
Nein, die Nacht war es nicht, im Gegenteil: Ein traumhafter Sonnenuntergang samt Regenbogen krönte den Abend und keine unser bisherigen Nächte war stiller gewesen als diese. Aber der nächste Morgen... Die tanzenden Mitches vor den Fenstern verhießen nichts Gutes. So gab es Kaffee und Frühstück im Auto, Vertreterdusche sowie die Suche nach einem Platz, an dem wir wenigstens die Zähne putzen konnten. Was wir mit jeder Menge Pusteln – und so manche Mücken mit dem Leben bezahlten. Kurz darauf trafen wir zwei junge Männer, die sich auf einem Parkplatz zur Wanderung fertig machten und neben der Ganzkörperverhüllung auch noch einen Hut mit eingebautem Mückennetz überzogen (s. Bild) - man muss sich nur zu helfen wissen (unsere Rettung hieß Autan).
Etwas frustriert wegen der ungeplanten Morgenattacke und dem nicht berauschenden Wetter zogen wir los, wieder zurück nach Portree, von dort aus an der Burg Moir in Kyleakin vorbei und wieder über die Brücke aufs Festland. Von dort aus ging es zunächst wieder ein Stück zurück – bei aufbrechendem Wetter. Unser Wetterglück sollte uns auch heute nicht verlassen, doch davon später.
Das folgende Stückchen Schottland, die obere Westküste, sah wieder ganz anders aus als die Landschaften zuvor: Grün, mit teilweise uraltem Baumbestand (Mammutbäume?), kleinen versteckten Lochs in den Tälern, dann wieder weite Moor-Hochebenen, die wir schon kannten. Teilweise fühlten wir uns an Kanada erinnert, nur dass diese Berge hier rund sind und nicht spitz. Auch hier wechselten sich die Single-Trails mit zweispurigen Straßen ab. Wir konnten vor uns die eine oder andere Regenzelle sehen, aber uns selbst traf es selten und dann nur kurz. Das ging so bis zum Abend und hörte auch in Ullapool, dem nächsten Stopp, nicht auf. Ein genialer Campingplatz direkt an der Wasserkante zum Loch, ein traumhaftes Hafenstädtchen, Fish & Chips in der Bar des Jahres („Chippy“) und zu guter Letzt noch einen Absacker mit Schwarzbier in einer Hafenkneipe – was will man mehr? Zwischendurch besorgten wir noch ein Mitbringsel für Tochter, zwei weitere Triples für meine Whisky-Sammlung und eine Westie-Karte für Bekannte mit Westie. Am Hafen gab es ein ziemlich großes Schiff (Küstenwache) und tatsächlich einen Seehund, der im Hafenbecken neugierig auf die Kaimauern schaute. Glück muss man haben! Die Rundfahrt mit dem Speed-Boot zu den Robbenbänken und Delfinen war leider schon weg und so wird es bei den Fantasien bleiben.
Den Nachmittag und Abend über konnten wir sehen, wie ein Regenband nach dem anderen im Landesinnere vorbei zog, während wir an der Küstenlinie blauen Himmel und Sonne hatten. Ich sage ja: Schottland liebt uns!
Ob wir morgen wohl auch so ein Glück haben werden? Wir wollen in eine einsame kleine Bucht namens „Sandwood-Bay“, 90 Minuten Fahrzeit und zwei Stunden Fußmarsch weiter nördlich. Und wenn nicht – nun, dann suchen wir uns eben ein neues Ziel, Schottland hat ja genug davon. Bis dahin Gute Nacht!
Nachtrag: Wir hatten noch ein Guinnes, einen Topf Muscheln und eine Gratis-Vorführung mit Drums & Pipes im Dorf und kamen dem entsprechend spät, aber gut gelaunt zurück.


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01.09.2010|14:12 | stucki | 10
Re:Schottland Reisebericht
Tag 10 (Mittwoch) – Durness
Nach einer stürmischen Nacht begann der Tag ähnlich unruhig. Spät abends hatte eine Familie mit Kindern neben uns ihr Zelt aufgebaut, aber nicht gut gesichert, und so drohte das Teil im Sturm einzuknicken. Tat es aber nicht, zum Glück. Inzwischen war die Flut gekommen und Gischt leckte nach unserem Platz – toll!!! Respekt auch dem Engländer, der am frühen Morgen direkt neben uns sein Frühstück briet – Speck. Im Regen. Hier war halt Sommer befohlen…
Mit etwas Wehmut verließen wir diesen wirklich tollen Campingplatz in Richtung Norden. Dank Wetterbericht wussten wir, dass der Tag nass werden würde, und machten uns nicht viel Hoffnung auf die angepeilte Wanderung zur Sandwood-Bay. Immerhin hatten wir inzwischen mehrfach erlebt, dass das Wetter bis zum Mittag aufbrach und hinterher richtig schön wurde. - Wurde es aber nicht und so verlief unsere Fahrt durch die nördlichen Highlands bei Nebel (= tief liegenden Wolken) und Bindfaden-Regen. Schottisches Wetter halt. Dem entsprechend schnell waren wir auch mit unserem nächsten Ziel fertig, der Ruine Ardvreck-Castle bei Inchnadamph. Nass wie die Waschweiber machten wir ein paar Fotos und verzogen uns wieder in unser schönes, warmes und vor allem trockenes rollendes Zuhause!
Die nördlichen Highlands sehen wieder ganz anders aus als die westlichen, mehr blanker Fels, nur stellenweise mit Heidekraut überzogen. Wir sahen mehrere Stellen, an denen Torf gestochen wurde, und tappten im nassen Moor herum („Erlebniswerte“). Hut ab vor denen, die hier das ganze Jahr über leben und/oder arbeiten!
An der entscheidenden Kreuzung dann konnte man den Abzweig vor lauter Regen kaum noch sehen und so war die Entscheidung klar: statt Sandwood Bay und der 4-stündigen Wanderung also Plan B: Durness. Das erwies sich als winziges Dörfchen mit einer wirklich toll gemachten Tourist-Info, die vor allem für Kinder viel zu bieten hat. Selten haben wir bisher Ausstellungen gesehen, in denen Schilder mit „berühren erwünscht“ hingen! - Im Info-Point erfuhren wir mehr über unser nächstes Ziel, die Höhle „Smoo Cave“. Wetterbedingt musste zwar die Bootstour durch das Innere ausfallen, aber die Höhle selbst war zu Fuß erreichbar und für jedermann offen. - Kaum hatten wir uns regenmäßig angezogen, kam unser sprichwörtliches Wetterglück wieder: Der Himmel riss auf und schenkte uns zwei tolle Stunden, stellenweise sogar mit blauem Himmel und Sonne!
Die Höhle war beeindruckend und nass. Ein dunkler Moorwasserfall ergoss sich von oben und ließ die Kammer im nu zur Duschkabine werden. Konnten trotzdem Fotos machen. Da das Wetter weiter aufbrach, trauten wir uns noch ein Stückchen weiter und fanden eine aufregende Bucht. Endlich hatte ich meine Gischt, und was für Brecher sich da austobten!
Irgendwann zog das Wetter wieder zu und wir weiter. Das Navi führte uns an einer Bucht vorbei, die wir auf dem Hinweg schon als möglichen Stellplatz für die Nacht auserkoren hatten. Ein Dachdecker schraubte an dem Dach des kleinen Häuschens herum und der Besitzer stand daneben; er hatte nichts dagegen, dass wir hier über Nacht standen, und wünschte uns viel Spaß. Bei einer privaten kleinen „Wattwanderung“ fanden wir so manch aufregende Bewohner wie tote Fische, lebende Krabben, Wattwürmer und jede Menge tote und lebende Muscheln. Der leicht fischige Geruch kam, wie wir später feststellten, vom Makrelenfriedhof hinterm Haus (Bootshaus), störte uns aber nicht. Auch hier konnten wir fasziniert beobachten, wie die Flut in das vor Kurzem noch bewanderte Gebiet strömte – toll zu wissen, dass wir da gerade noch lang gegangen sind.
Gegen Abend stieß ein nasser französischer Fahrradfahrer zu uns, der schon seit April in Irland (Sonne) und Schottland (Regen) unterwegs war, 2500 Km – alle Achtung! Überhaupt haben wir erstaunlich viele Radfahrer gesehen, die sich nass und müde durch Berge und Regen quälten – nix für uns, aber Achtung für jeden, der das macht.


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01.09.2010|14:43 | stucki | 11
Re:Schottland Reisebericht
Tag 11 (Donnerstag): Drumnadrochid und Loch Ness Inverness
„Unser“ Franzose verriet uns im Laufe eines gemeinsamen Frühstücks (bzw. Morgen-Kaffes) dann doch noch mehr: Er lebt in der Bretagne und hat die Zeit zwischen Schule und späteren Plänen u.a. mit dieser Reise gefüllt. Er ist der Ansicht: Ich bin noch jung und später komme ich nicht mehr dazu (gute Ansicht!). Was er später mal machen will, da ist er noch nicht festgelegt, aber als nächstes hat er eine Radtour durch die Mongolei geplant – Respekt!
So ging der Morgen schnell vorbei und später als gedacht ging es los in Richtung Drumnadrochit und Monster-Exhibition. Etwas wehmütig verabschiedeten wir uns von den westlichen Highlands und folgten den Zeichen der zunehmenden Zivilisation. Diese endete wohl oder Übel in einem nicht enden wollenden Touristenstrom – und der Monster-Exhibition am Loch Ness. Nachdem wir dem Kaufrausch gefrönt und diverse Mitbringsel erstanden hatten, ging es los zur Ausstellung. Die war gar nicht so schlecht gemacht: In eine Collage aus Informationen, Fragen, Film- und Zeitungsausschnitten wurden in einer Multi-Media-Show diverse Theorien über das Ungeheuer von Loch Ness aufgestellt und wieder verworfen; am Ende blieb die Frage, ob es sich nun um eine fixe Idee oder ein tatsächliches Phänomen handelt, im Raum stehen.
Von dort aus ging es weiter nach Urquardt Castle, die Ruine einer der größten Burganlagen, die ich je gesehen habe. Es wurde viel erklärt und beschrieben und eine Reihe Fotos landeten im Digi-Kasten, unserem sprichwörtlichem Wetterglück entsprechend mit einem Sonnenloch und dem dazu gehörigen Regenbogen. Klasse!
Ab nun hatte die Zivilisation uns endgültig am Kragen und wir zogen weiter nach Inverness. Die Stadt zeigte sich ziemlich ungehalten, was Parkmöglichkeiten für größere Autos anbelangt, aber wir fanden schließlich doch noch etwas - nach zwei Extrarunden im Feierabendverkehr am gelben Doppelstreifen (= absolutes Halteverbot) und einer Portoion Fish & Chips zum Mitnehmen und anschließend auch einen „richtigen“ am Bahnhof. Der wurde ausgiebig genutzt mit Shopping (leider hatten nur die Touristenläden noch offen, alle anderen schließen bereits um 17:30, doch auch da kamen wir zu unserer Beute) und – Ale. In einem echt schottischen Pub. Da wir schon über 18 waren, durften wir bleiben und ein zweites trinken, während die Franzosen nach uns mit ihrem Nachwuchs wieder gehen mussten.
Später auf dem Parkplatz stellten wir wieder Hitchcocks „Die Vögel“ nach. Alles was man braucht sind 2-10 Scheiben Toast, und wird man zum Liebling des Federviehs. Anschließend fanden wir mit Hilfe des Navis einen schönen Stellplatz am Wasser in der Einfahrt zu einer Viehweide (hoffentlich muss der Bauer nicht ausgerechnet morgen ganz früh hier rein!) und wir konnten endlich alles für die Nacht richten. Was für ein Tag!


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01.09.2010|15:22 | stucki | 12
Re:Schottland Reisebericht
Tag 12 (Freitag): Dufftown
Der Tag begann gut, es regnete nur hin und wieder und auch dann nur kurz. Nach dem Frühstück wagten wir uns noch ein wenig weiter in Richtung Zivilisation und nahmen die Whisky-Straße der Speyside ins Vizir in Richtung Dufftown - dem Mekka derjenigen Whisky-Fans, denen die Torfnote des Westens nicht so zusagt.
Zuvor aber gab es Abstecher: Erst die zufällig gefundene Destillerie von Elkin Glen Morray. Die Führung reizte uns nicht, aber dem nett eingerichteten und bestückten Laden statteten wir doch einen Besuch ab. Was natürlich nicht ohne Folgen blieb: ein weiteres Triplett für die Sammlung. Und der feste Vorsatz, jetzt eigentlich nichts mehr zu kaufen. (Ha!) Dafür ließ ich mir aber noch das Ware-House zeigen, das bei den letzten beiden Führungen gefehlt hat.
Weiter ging es. Etwa 6 Meilen vor Dufftown dann ein weiterer ungeplanter Stopp: Die Fassmacherei für die gesamte Gegen lud zu einer Besichtigung ein, die wir uns nicht entgehen ließen. Und das zu recht: Mit Infotafeln, einem Film und Life-Zuschauen bei der Arbeit räumten sie mit dem Mythos auf, dass das ein einfaches Handwerk sei. Besonders begeistert war ich von den Bergen an Fässern hinter dem Haus sowie den ausrangierten und geöffneten Fässern, die vor dem Eingang herum lagern und genial nach ihrem teuren Inhalt rochen. Hätte nicht mehr viel gefehlt, und wir hätten neben unserem Spanier noch einen weiteren Fass-Gast im Wohnzimmer unterzubringen...
Dann endlich erreichten wir Dufftown. Zuerst erwischten wir Belvenie – und waren enttäuscht: Kein Shop, kein Visitor-Centre, und schon dreimal keine Führung! Dafür ein riesiges Lagerhaus mit eingestürztem Dach – na vielen Dank auch! Wenigstens konnten wir bei unserem unangemeldeten Alleingang durch das Werksgelände sehen, wie die eingeweichte Gerste in Lagern vor sich hin trocknet und zu Malz wird, wenigstens etwas. Dann doch lieber gleich zum großen Bruder Glenfiddich nach nebenan, dort gab es alles, was das Herz begehrt. Und siehe da: Glenfiddich und Belvenie gehören zusammen, und schon war die liebe Seele wieder beruhigt (und der Sammlertrieb auch). Auch diese Führung (Glenfiddich bedeutet übrigens: Tal des Hirschen) war neu und interessant. Die Gärbottichen z.B., in denen der gemälzte Gerstensaft vor sich hin gärt und blubbert. Ich schoss natürlich auch von überall aus Fotos. Es gab auch Ecken, in denen es wegen der hohen Alkoholkonzentration (Grins!) zu gefährlich dafür sein sollte, aber von der belüfteten Tür aus ging es doch. Am Ende gab es noch die Geschichte der Engel, die den verdufteten Alkohol (Angels share) dem Leben im Himmel vorziehen und es sich lieber hier auf der Erde bequem machen. Und eine Probe. Und die Erkenntnis, dass der 15-jährige Glenfiddich besser sein kann als der 18-jährige (für uns zumindest).
Nachdem meine Whisky-Tour hiermit soweit abgeschlossen war, gönnten wir uns noch ein spätes Mittagessen in einem echt urigen kleinen Pub in Dufftown. Der war so kitschig aufgemacht (Pop-Geschichte von Frankie über Beatles bis zu Elvis), dass sie schon wieder Stil hatte. Ich gönnte mir einen asiatischen Burger und hinterher ein Stück englische Schokoladentorte, meine Frau einen Toast mit Salat und wir beide ein Guinnes, dann war es Zeit für die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Wir wurden schnell fündig und stehen nun auf etwas, das aussieht wie eine ehemalige Erd-Deponie. Overnight-Parking ist nicht verboten – und somit erlaubt. Damit wird es Zeit für das zweite Bier und Proben der erstandenen Whiskys – Cheers!


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01.09.2010|15:58 | stucki | 13
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