Luxusmobil statt Bünzli-Büchse

Caravans und Wohnmobile: Am Suisse Caravan Salon werden die Neuheiten für die mobile Freizeit gezeigt
«Wohnwägeler» mit Grill und Gartenzwerg auf dem Campingplatz sind passé. Heute sind Wohnmobile wüstentaugliche Offroader, fahrende Luxussuiten, oder sie verbreiten mit viel Chrom und Flammendesign Trucker-Feeling.
Das Herz jedes Lastwagenfahrers würde ob dem Anblick höher schlagen: pantherschwarzes Chassis, verchromte Trittbretter und imposante Auspuffrohre. Das Gefährt steht aber nicht am Trucker and Country Festival, sondern mitten auf dem BEA Expo-Gelände. Es spazieren auch keine schweren Jungs über die Messe, sondern Paare, Senioren und Familien, die sich für die Neuheiten auf dem Wohnmobil- und Wohnwagenmarkt interessieren. «Es gibt ihn schon noch, den Wohnwägeler, der sich am Samstag im Trainer, mit einer Harasse Bier und seinem Gartenzwerg auf dem Campingplatz installiert und bis am Montag dort verharrt. Dieses Segment wird aber kleiner», sagt Christoph Hostettler, Chefredaktor der Branchenzeitschrift «Wohnmobil & Caravan». Habe es früher endlose Wartelisten für die Stellplätze gegeben, so bekäme man diese heute «mit Handkuss». Der Trend gehe weg vom schweren, relativ immobilen Anhänger hin zum motorisierten Wohnmobil, mit dem sich durch die ganze Welt tingeln lässt. «Es ist die Generation der Achtundsechziger, die den VW-Bus gegen eine komfortablere Variante umgetauscht hat.» Wer es nach wie vor puristisch möge, parke im Engadin zwischen zwei Bäumen. Wer mehr Luxus wünsche, suche den Campingplatz mit Wellness-Oase auf.

Marmor und Cognacschwenker

«Die Reisephilosophien sind unglaublich vielfältig», sagt der Branchenkenner. Während die einen die Ferien auf dem Campingplatz verbringen, reisen andere um die halbe Welt. «Die Türkei und Nordafrika gehören heute zum Standardrepertoire. Freaks schiffen den Caravan aber auch nach Amerika ein.» Ein homogenes Zielpublikum gebe es im Bereich mobile Freizeit nicht, sagt Hostettler. Da gehöre das Rentnerpaar, das den Winter im Süden verbringt, ebenso dazu wie die junge Familie. Oder auch der Manager, der auf der Strasse einen Ausgleich zum Businessalltag suche. «Wohnwagen- und Wohnmobilfahrer gibt es in allen Alters- und Gesellschaftsschichten. Diese Vielfalt kommt auch bei den Produkten zum Tragen.»

Tatsächlich reihen sich in den Messehallen des Suisse Caravan Salon nicht nur jene weissen Kastenwagen, die man gemeinhin mit dem Konzept Wohnwagen assoziiert. Auf den gut betuchten Kunden warten Luxuskarossen gigantischen Ausmasses, deren Inneres grosszügigen Hotelsuiten ähnelt. Lederfauteuils, Marmortische und indirekte Beleuchtung sorgen für das richtige Ambiente, Flatscreens über dem Kingsize-Bett gehören ebenso zur Standardausrüstung wie die Bodenheizung. Mit rund 400 000 Franken kosten die Modelle der Königsklasse so viel wie eine Eigentumswohnung.

Der Abenteurer entscheidet sich eher für das geländegängige Sahara-Mobil: Dank dem hinten abgeschrägten Chassis bleibt es in keiner Düne stecken. Das Olivenöl und der Balsamico auf der schlichten, aber edlen Holzanrichte weisen auf die Zielgruppe hin: Man kann sich höchste Qualität leisten, will aber nicht protzen. Noch diskreter ist das Modell, das sich als Pferdetransport kaschiert: Macht man die Schoten dicht, ahnt keiner den Urlauber im Gefährt – so wird jeder Strassenrand zum Stellplatz. Aber auch kompakte und wendige Wohnmobile, die in Form und Ästhetik noch vage an den guten alten VW-Bus erinnern, sind auf der Messe in allen Grössen und Farben präsent.

So vielfältig die Fahrzeuge, so breit ist das Angebot der Campingplätze, die am Suisse Caravan Salon um Kundschaft buhlen: Neben dem Luxusresort mit Clubangebot wirbt der Familien-Campingplatz mit Kinderbetreuung, der Weinkenner kann von Winzer zu Winzer touren. Moderne Wohnwägeler beschränken sich eben nicht auf den Grill – sie sind auch Gourmets.


~womo66~fritz14~fritz~, 2008-10-26