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ukitesfrnlseWomo als Hauptwohnsitz


 Viel auf Achse und fast nie daheim
ein Bericht von
PETRA WALHEIM ROLAND MUSCHEL
Manche Menschen leben auf Dauer im Wohnmobil oder im Hotel

Wohnen ohne Wohnung: Ein Rentnerpaar zieht im Campingmobil durch die Welt und vermisst die heimische Wohnung gar nicht. Ein Berater hingegen lebt unter der Woche im Hotel - und sehnt sich nach daheim.

Wie die Schnecken haben Marlis und Heinrich Orfgen aus Alfter bei Bonn ihr Haus immer dabei. Seit 1996 kurvt das Rentnerpaar (sie ist 69 und er 70 Jahre alt) die meiste Zeit des Jahres im Wohnmobil am liebsten gen Osten - durch Sibirien, Russland, China, Indien, Nepal und die Seidenstraße rauf und runter. Vor kurzem haben sie Station gemacht im Reisemobilhafen der Familie Bertsch in Bad Dürrheim im Schwarzwald-Baar-Kreis. Im Gepäck hatten sie noch frische Eindrücke aus China. Zur Olympiade waren sie in Peking.

Die Reiselust und die Neugier auf alles Neue treibt das Paar seit vielen Jahren um. "Aber solange wir berufstätig und die Kinder noch im Haus waren, konnten wir - auch aus finanziellen Gründen - nicht viel verreisen", sagt Marlis. In der Zeit haben sie gespart, um sich später ihren Traum erfüllen zu können. Als beide in Rente waren, hielt sie nichts mehr. Sie verkauften ihr Haus, investierten das Geld in ein Wohnmobil und eine kleine Wohnung in Alfter. Die steht monatelang leer. Solange sie unterwegs sind, kümmern sich Nachbarn um die Post, die Kinder um die Wohnung und die finanziellen Angelegenheiten. Für die Orfgens ist das Wohnmobil ihr Hauptwohnsitz.


"Es ist sehr angenehm, im Wohnmobil zu leben", meint Marlis. "Ich brauche nur zwei Quadratmeter Wohnung sauber zu halten." Das Wichtigste sei, sich gut zu organisieren und den wenigen vorhandenen Platz effektiv zu nutzen. Marlis hat in dem Fahrzeug ihr "eigenes Zimmer", wie sie sagt. Das besteht aus dem 90 Zentimeter breiten und 2,20 Meter langen Bett im Heck des Wagens. "Dieser Platz für mich allein war Bedingung dafür, dass ich mitfahre", sagt Marlis. Sie gibt offen zu: "Das Zusammenleben auf so kleinem Raum ist nicht einfach." Über Monate seien sie auf Gedeih und Verderb zusammen.

"Diese Reisen sind schon strapaziös", meint auch Heinrich. Auf der Seidenstraße zum Beispiel herrschten Temperaturen von über 40 Grad. "Diese Hitze geht jedem mal auf den Keks, und dann gibt es hin und wieder Stress." Manchmal ist dann tagelang Sendepause, es wird gar nicht gesprochen. Doch bislang hat sich jeder Streit auch wieder eingerenkt. Die Gruppen, in denen die beiden die meiste Zeit unterwegs sind, geben ihnen in solch schwierigen Momenten Halt und Sicherheit. In vielen Ländern wie China oder dem Iran ist es nicht erlaubt, allein mit dem Wohnmobil zu reisen. Das geht nur in der Gruppe und oft nur mit Begleitpersonen aus dem jeweiligen Land. "Das hat auch Vorteile, weil wir immer einen Ansprechpartner haben."

Den Kontakt mit daheim hält das Paar überwiegend per Email. Sind sie in einsamen Gegenden unterwegs, haben sie kein Netz für das Handy. "Unsere Kinder haben sich daran gewöhnt, dass wir fort sind", sagen Marlis und Heinrich. Die zwei Söhne hätten sich damit abgefunden, "dass die Eltern ihr Erbe verprassen", erzählt die Frau und lacht. Wenn sie mal zuhause sind, wartet viel Arbeit auf sie: Wohnmobil ausräumen und gründlich putzen, Post durchschauen, einkaufen. Aber lange hält das Paar es sowieso nicht in der Wohnung aus. Solange sie es gesundheitlich können, wollen sie weiter auf Tour gehen. "Wir haben noch so viel nicht gesehen."

Auch Ruwen Walter aus Heilbronn ist viel unterwegs - geschäftlich. Er ist deshalb "ein Stück weit in Hotels zuhause". Seit Jahren arbeitet der selbstständige Berater in wechselnden Städten, jeweils für die Dauer eines Projekts. Mal sechs Monate hier, dann wieder eineinhalb Jahre dort. Derzeit arbeitet er in Frankfurt am Main. Die Woche über nächtigt der 36-Jährige deshalb im Hotel. Das ist Teil seines Jobs, und dem kommt das auch zugute. Fern der Heilbronner Heimat kann er sich voll auf seine Arbeit konzentrieren. Das bedeutet auch, dass die "normalen schönen Dinge des Lebens" in dieser Zeit nicht möglich sind. Abends gemütlich mit seiner Frau zuhause auf dem Sofa ein Glas Wein trinken - das geht nur am Wochenende. "Die Spontanität geht dabei verloren." Alles, was er unter der Woche machen will, muss er vorher planen. "Auf Dauer" kann sich Ruwen Walter dieses Leben nicht vorstellen. Dafür hat er in all den Jahren schon zu viel "tote Zeit" in Hotelzimmern verbracht.

Dabei probiert er die Möglichkeiten für sein Zuhause auf Zeit immer vorher aus. Wenn er ein Projekt in einer neuen Stadt hat, testet er in den ersten Wochen möglichst viele Hotels in der vom Budget gedeckten Preisklasse. Am Ende legt er sich auf drei, vier Favoriten fest. Dass es nicht den einen Favoriten gibt, liegt vor allem an den wechselnden Preisen. Je nach Messe oder sonstigen Großveranstaltungen variieren die Kosten für das gleiche Hotelzimmer in einer Stadt wie Frankfurt erheblich und können das Budget durchaus sprengen. Den Versuch, sich in den wechselnden Schlafstätten wohnlich einzurichten, macht er erst gar nicht. Er schaut, dass er neben Laptop und etwas Lektüre möglichst wenig Gepäck dabei hat.

Bei der Hotel-Auswahl sind ihm vor allem Sauberkeit, Zustand des Zimmers wie des Hauses allgemein wichtig. "Annehmlichkeiten" wie ein Fitnessbereich sind natürlich willkommen, aber nicht so wichtig. Bei Arbeitstagen, die um 7.30 Uhr beginnen und oft erst um 21 Uhr enden, kann er solche Extras ohnehin nur sporadisch nutzen. "Eigentlich ist das Hotelzimmer für mich eine reine Schlafstätte."
https://www.swp.de/wohnen


sonnenscheinchen, 2008-10-30

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