PRIGNITZ / BRANDENBURG
"Silvester ohne Elbe geht gar nicht.
Silvester ist für Danekers nur richtig schön im Nedwighafen.
Der Wind kräuselt die Elbe gegen ihren Lauf. Die tief stehende Sonnen schickt noch ein paar Strahlen.Das Wasser sieht wie flüssiges Quecksilber aus. Es ist einer jener Augenblicke, wegen derer Hanne und Wilhelm Daneker seit Jahren Silvester im Nedwighafen feiern.

Zwei kleine Stufen und schon steht man in jenen gut acht Quadratmetern, die Wohn- und Schlafzimmer, Küche, Dusche und Fahrerkabine in einem sind.

Danekers aus Emden sind Reisemobilisten, entsprechend gemütlich und praktisch gleichermaßen ist ihre rollende Wohnung eingerichtet. "Alles hat Platz und hat seinen Platz", sagen die beiden.

An diesem Nachmittag sind sie beim Schneiden und Kleben. Auf dem Tisch an der Bordwand stapeln sich Fotos und Landkarten. Wilhelm Daneker und seine Frau stellen den Kalender für das nächste Jahr zusammen. "Erinnerungen an unsere Reisen." Marokko, Botswana, Portugal, Spanien: Die Emdener sind unternehmungslustig, das Reisemobil ist die Basis für zum Teil abenteuerliche Unternehmungen. Und trotzdem: Zum Jahreswechsel muss es nicht weit weg gehen. Denn: "Silvester ohne Elbblick geht gar nicht für uns." Darin sind sich die beiden einig und zelebrieren den Wechsel vom alten ins neue Jahr seit über zehn Jahren im hiesigen Nedwighafen.

Wittenberge an der Elbe fanden die beiden Reiselustigen eher zufällig. "Wir waren in den neuen Bundesländern unterwegs", erinnern sich Danekes. Sie erkundeten sozusagen Neuland. Auf der Route lag auch Wittenberge. Hier wollten die beiden in die Elbe schauen, stießen auf den Nedwighafen, blickten auf den Strom. Genuss pur.

"Seit damals zieht es uns immer wieder hierher." Dieses "Hierher" ist für Danekers sehr genau definiert. Es bezieht sich auf jenes Fleckchen Erde direkt am Hafenbecken gleich neben der Slipanlage für Boote. Als Danekers, damals noch mit einem kleineren Karavan, hier das erste Mal hielten, "gab es keinen Stellplatz für Reisemobile, der Parkplatz war noch nicht so wie heute befestigt." Danekers steuern ihr Wohnmobil immer wieder dorthin, wo sie bei ihrem ersten Besuch auch die ersten prägenden Blicke auf den Strom warfen. "So lange niemand etwas dagegen sagt, bleiben wir hier stehen. Das Panorama ist wundervoll, die Ruhe sowieso."
Es kann keinen Zweifel geben, den beiden hat es der Wittenberger Elbblick angetan. "Ja, sagen beide, "und nicht nur der Fluss. Auch Wittenberge und die Bewohner, die sie mittlerweile etwas näher kennen, gefallen ihnen. Und das so sehr, dass nicht nur in jedem Jahr hier Silvester gefeiert wird. Am 20. Mai 2005 hielten die Emdener hier auch Hochzeit. Zum Wittenberger Rathaus ging es aber nicht im Wohnmobil. Es bisschen extravaganter durfte es schon sein. Wilhelm Daneker nennt einen Messerschmitt Kabinenroller sein Eigen. Der Oldtimer ist ein Hingucker. Er hat, obwohl klein und für die heutige Zeit unkomfortabel, Danekers auch schon durch Marokko gebracht. Im Wonnemonat 2005 ging es damit aber zum hiesigen Standesamt. "Kinder, Enkel, Freunde und Verwandte kamen zum Feiern an die Elbe.

Heute Abend genießen Wilhelm und Hanne Daneker die Ruhe der Zweisamkeit. In einer großen gußeisernen Pfanne werden sie ein Feuer anzünden, auf den Jahreswechsel anstoßen und vielleicht schaut auch der eine oder andere derer, die Danekers im Laufe der Jahre hier kennen lernten, mal ganz kurz vorbei. Während Hanne Daneker von der Silvesternacht erzählt, dreht sie ein kleines Kärtchen in der Hand: "Darüber haben wir uns riesig gefreut." Es ist ein Gruß von Bewohnern aus der Elbstraße 18, der mit selbstgebackenen Keksen garniert war. Im Laufe der Jahre sind Danekers und diese Elbstraßenbewohner Nachbarn auf Zeit geworden. "Als wir uns kennen lernten, war ihr Junge noch ganz klein. Nun ist er fast groß."


~womo66~fritz14~fritz~, 2009-01-01