Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Der Dialekt - Luxus oder der Erhalt von einem Stückchen Kultur?
Hallo Gemeinde,
in der Diskussion um die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Urlaubsverhalten hat Mod. neckarblick den schönen Vorschlag gemacht, über eines unserer größten Kulturgüter, nämlich unsere "Dialekte" zu diskutieren. Hierzu habe ich etwas gegoogelt.
Was ist Dialekt? Ein grundlegendes Merkmal, das jedem sofort einfallen dürfte, ist die Abweichung von der Aussprachenorm, dem Hochdeutschen Standard, kurz Hochdeutsch. Dialekt setzt also voraus, daß es eine (Hoch-)Sprache gibt (zumindest theoretisch), von der er sich abgrenzt bzw., zu der er in Kontrast steht.
So war auch die Entdeckung des Dialekts oder der Mundart erst dann möglich, als es eine Sprachform gab, die im Gegensatz zum Dialekt stand. Solange Neuhochdeutsch nichts weiter war als Schriftsprache, bestand kein Anlaß, Dialekte zu untersuchen und aufzuzeichnen. Der Begriff "Mundart" verdeutlicht, daß die Betonung auf der Mündlichkeit liegt, weniger auf der Regionalität. Der Terminus "Dialekt" ist von dem griechischen Verb "dialegesthai" "miteinander sprechen", "sich unterreden", "sich unterhalten" abgeleitet. Im allgemeinen hat sich dieser Begriff durchgesetzt.
Diese kurze Zusammenfassung bringt auf den Punkt, daß unsere Sprachvariabilitäten einen stabilen Teil unserer deutschen Kultur darstellt, auf die wir, mit wenigen Ausnahmen, stolz sein dürfen. Die jüngeren Generationen scheinen bestrebt, dieses Merkmal einer Gesellschaft ignorieren zu wollen, obwohl es doch genügend Beispiele gibt, die uns nicht nachahmenswert erscheinen. Hierzu hat in einem anderen Forum kürzlich eines der Mitglieder einen bemerkenswerten Satz gesagt, den ich euch nicht vorenthalten will:
Amerika ist auf dem besten Wege, seinen Weg von der Steinzeit zur Dekadenz zu beschreiten ohne den Umweg über die Kultur. (wie wahr, wie wahr...)
Abschließend, damit auch andere zu Worte kommen, hier ein kleines Gedicht übers schöne Schwabenland -
Do liegt vor sich a kleine Welt drom rom send Berg ond Hügel gstellt ond drüber ist dr Hemmel deckt ond dronter ist dui Welt versteckt
Ond Wiesa hots ond Waelder ond was fir scheene Felder Ond Bächle au mit Brucke mr ka´s schier et vergucke
Ond mitte in der Herrlichkeit als hättet Kinder Blemla gstreut leit do a Doerfle, da a Haus ond drüba guckt a Kirchturm raus
Ond Frieda isch drom her wie wenn da äll Dag Sonntag wär so lieb isch älles ond vertraut als hätts dr Herrgott zema baut
Ja onser Schwobaland ischt wägger wos o´packscht, uff Alb odr Neckar im Gäu, im Schwarzwald ond em Ries a Ländle wie em Paradies
Do brauch i gar nex zema dichta zerbleamlad nex ond z´amarichta I zeig em Land sei ehrlichs Gsicht no gibt´s von selber a Gedicht
Sollte das Gedicht gefallen, und sollte Interesse bestehen, bin ich natürlich gerne bereit, das Gedichtle zu übersetzen - "hald ned en Reimform"...
es grüßt ganz herzlich schwäbisch donalfredo
10.08.2009|: | donalfredo | 1
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Gemorsche Donalfredo
also was die junge wollen unn was mir duuhn, dess sind noch immer zwÄ paar stiewwel. wir mir als noch ham schaffe misse, do habb isch unn mein guude mir uns aach noch de schnawwel vebiije losse, awwer aach bloss, weil mer gemisst hamm unn weil die dollbohrer vunn annere reeschione des net kapiert hamm.. awwer seid mir die krawatte unn die pömps fer immer an de nachel gehängt hamm, is die ferschderlisch zeit febei unn mir redden, wie mirs gewÄhnt sinn.
was net heest, dass mers net aach in hochdeitsch hieebekämen, awwer aach dann heert mer bei de meischde trotzdem, wu se herkummen.
doi gedichtsche is goldisch unn isch hab alles veschdanne, bis uff die zeil:
zerbleamlad nex ond z´amarichta
des klingt jetz awwer aarisch fremdländisch. was heestn des??
sollten nun auch bei meinem text diverse verständungsengpässe auftreten, so bin ich natürlich, wie mein vorredner, gerne zur übersetzung bereit
(wanner sisch net grad bei de franzmänner rumtreiwe deeht, kennt aach de cornelius eispringe, der veschdeehd des aach!!)
Grüsse von Karin meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
11.08.2009|: | womo66 | 2
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
ich muß es nicht erst zerreissen und dann wieder zusammensetzen... (zerblümeld nicht und zusammengerichtet)
übrischens - i hanns guud verschdanna... (isch bin hald a Schbrachschenie)
donalfredo
P.S. Das mit den Jungen war bezogen auf den Unwillen, sich ihrer Kultur mit zugehörigem Slang hinzugeben.
11.08.2009|: | donalfredo | 3
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Als gebürtiger Kölner möchte ich vielleicht auch was dazu beisteuern. Von den "Bläckföös":
Mir Kölsche, mir Kölsche mir Kölsche han met jarnix jet am Hoot Dröm jeit et uns Kölsche och immer immer immer widder jot. Mir Kölsche, mir Kölsche mir Kölsche han de schönste Stadt am Rhing, un doröm han mir Kölsche em Hätze immer immer widder Sonnesching.
Sollte wohl jeder verstehen. Leider spreche ich unseren Dialekt nicht sehr gut, aber wenn ich ihn irgendwo höre fühle ich mich irgendwie zu Hause.
Gruß Ralf Schlangen
11.08.2009|: | ralfs | 4
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
einwandfrei zu verstehen Grüsse von Karin meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
12.08.2009|: | womo66 | 5
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Hallo "Einheimische" ! Als "Dialektfreier" allerdings sicher nicht hochdeutsch sprechender Norddeutscher, zumindestens vom Süden aus gesehen, eine Anmerkung ! Ich habe nichts gegen Dialekte. Bitte nur darum bei Ortsfremden verständlich zu bleiben liebe Karin, lieber Wolfgang . Damit ich den Bäcker denn auch finde ! Aller dings glaube ich fest daran, dass die Dialekte bald verschwinden, soweit sie es nicht schon sind. Die immer zwingender werdende Beweglichkeit der Arbeitnehmer wird auch dazu beitragen. Ob der Verlust des Dialekt`s ein Verlust an Kultur darstellt würde ich so nicht sehen. Da ich oft das Gefühl habe diese Dialekte sind längst nicht mehr rein, sondern nur noch erlerntes, angenommenes aus dem Umfeld -Eltern, Freunde usw.- und mit der Umgangssprache vermischt - z.B. Englisch, Jugendsprache, Nachbaridiome- so macht das für mich keinen Sinn für diese zu "streiten". Schlimmer finde ich den Mangel an Grundbildung. Natürlich soll jeder, der daran Spass hat, weiterreden wie es ihm gefällt, aber bitte denkt auch an die die ihr eventuell ausgrenzt und die dann nicht den Bäcker finden. Bleibt mir gewogen! Michael
12.08.2009|: | michael43 | 6
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
selbstverständlich gehört der Dialekt zur Kultur!!! Gerade WEIL er auf Anglizismen und eingematschten Jugendslang verzichtet!!!
und selbstverständlich werden wir, die wir des Dialektes mächtig sind, auf solche, die "nur" hochdeutsch können Rücksciht nehmen, auf dass auch diese den Bäcker finden....
Denn dass das sehr schwierig wird, bzw. werden kann, sehe bzw, höre ich jeden Tag im Hafen, wenn ich mich mit Engländern unterhalte. Die haben ja schliesslich auch ihren jeweiligen Dialekt.... da unsereins aber ein mehr oder weniger reines Schulenglisch drauf hat, steh ich oftmals vor so manchen Regionaldialekten wie der Ochs vorm Scheunentor (z.b. Yorkshire ist grausam unverständlich!!!), obwohl ich (dialekt-, aber nicht akzentfrei, wie ich mal vermute) mich in englisch sonst fliessen unterhalte.
Grüsse von Karin meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
12.08.2009|: | womo66 | 7
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Ich möchte ein weiter´ Zeugnis ablegen, wie schön nicht nur Dialekt, sondern auch seine Herkunftsländer sein können. Im Speziellen meine ich jetzt natürlich das Schwabenland - das Land, im dem Milch, Honig und Porsche´s fließen... :-) Da uns Schwaben das alles praktisch in den Schoß gefallen ist, man brauchte dafür ja nichts zu tun und alles kam wie von selbst, hier ein kleines Lied. Das Lied der Schwaben. Daß die Schwaben "arsch" arm sind, erkennt man daran, daß wir uns nicht mal eine Melodie dazu leisten konnten. So, jetzt gehts los:
Das Lied der Schwaben
Kennst du das Land, wo keiner lacht wo man aus Weizen Schbätzle macht wo jeder zweite Karle heißt wo man noch übern Balken scheißt
wo jede Bank ein Bänkle isch und jeder Zug ein Zügle wo man den Zwiebelkuchen frißt und Moschd sauft aus dem Krügle
wo daube Sau, leck´ mich am Arsch in keinem Satz darf fehlen wo sich die Menschen pausenlos mit ihrer Arbeit quälen
wo jeder auf sein Häusle schbart hat er auch nichts zu kauen und wenn er vierzig, fünfzig isch dann fängt er an zu bauen
und wenn das Häusle fertig isch schnappt ihm das Arschloch zu oh Schwabenland, gelobtes Land wie wunderbar bist du.
Ich entschuldige mich selbstredend für die deftige Ausdrucksweise, diese spiegelt jedoch wirklich die Tonart wieder, wie ich sie von früher in Erinnerung habe (habe leider den zweiten Weltkrieg knapp verpasst), und wie sie auch heute noch in vielen ländlichen Gebieten, vor allem "uff dr Alb" gesprochen wird. Dort redet man nicht um den Brei herum, sondern tacheles, geradeaus, keine Zeit für Umwege, das Leben ist schließlich kurz genug, wie´s im Lied auch zum Ausdruck kommt. Viele, die dieses Lied nicht kennen, mögen darüber schmunzeln, aber rückblickend auf meine Kindheit kann ich mit Fug und Recht sagen, daß unsere Region nicht umsonst zu den Wohlhabenden gehört. Alles wurde mit viel Schweiß und Tränen aufgebaut, ohne jeden Komfort oder Luxus. Davon zehren heute Generationen.
donalfredo
15.08.2009|: | donalfredo | 8
Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
das Land, im dem Milch, Honig und Porsche´s fließen... :-»
...aber nimmer lang.... dann fliesst VW....
Dort redet man nicht um den Brei herum, sondern tacheles, geradeaus, keine Zeit für Umwege
.... grad so wie in de Palz.... wenn du in der Pfalz zu einer Freundin (bitte NICHT zu Fremden !!!) "du bleedie Kuh " sagst, so ist das keinesfalls böse gemeint, sondern meist neckend-normal
Alles wurde mit viel Schweiß und Tränen aufgebaut, ohne jeden Komfort oder Luxus. Davon zehren heute Generationen.
............. ich befürchte nur, nicht mehr LANG.....
Grüsse von Karin meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
15.08.2009|: | womo66 | 9
Re:Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
...aber nimmer lang.... dann fliesst VW....
Rat´ mal, warum ich diesen poetischen Spruch so modifiziert habe...
donalfredo
15.08.2009|: | donalfredo | 10
Re:Re:Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
=) =) ...aber nimmer lang.... dann fliesst VW....
Rat´ mal, warum ich diesen poetischen Spruch so modifiziert habe...
donalfredo
Sackzement, die Zitatfunktion schbinnd au, gell
15.08.2009|: | donalfredo | 11
Re:Re:Re:Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Rat´ mal, warum ich diesen poetischen Spruch so modifiziert habe... donalfredo Sackzement, die Zitatfunktion schbinnd au, gell
Ha noi, die funktionierd wunderbaaar häddsch gern a eiweisung?? Grüsse von Karin meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
15.08.2009|: | womo66 | 12
Re:Re:Re:Re:Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
=» Ha noi, die funktionierd wunderbaaar häddsch gern a eiweisung?? =»
Noi
15.08.2009|: | donalfredo | 13
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Liebe Karin, lieber Wolfgang ! Ich wuste schon immer wir Nordeutschen werden von Euch ausgegrenzt! Doch hin und wieder zeigen wir es dem "Ländle" richtig ??? und kaufen es dann Stück für Stück auf. Und damit wird auch eine allgemein verständliche Sprache auch auf der Alb einziehen . :-) Bleibt mir gewogen Michael
15.08.2009|: | michael43 | 14
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
*hihi*.. was ihr "nordlichter" mit dem ländle macht, is mir relativ wurscht.... schliesslich bin ich weder schwäbin noch gelbfüsslerin (auch wenn das blut der pforzheimer oma zumindest in der spätzle- und maultaschenzubereitung oft durchhaut), sondern rheinland-pfälzerin
oder besser gesagt, seit vielen jahren eher europäerin mit ausgeprägtem hang zum wormser platt *grins*
Grüsse von Karin meinwomo weiss immer wo´s langgeht ,-)
15.08.2009|: | womo66 | 15
Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Liebe Karin, lieber Wolfgang ! =) Ich wuste schon immer wir Nordeutschen werden von Euch ausgegrenzt! Doch hin und wieder zeigen wir es dem "Ländle" richtig ??? und kaufen es dann Stück für Stück auf. Und damit wird auch eine allgemein verständliche Sprache auch auf der Alb einziehen . :-) =) Bleibt mir gewogen =» Michael
Hallo michael,
das glaubst aber auch bloß du - wenn die Sache in trockenen Tüchern ist, dann haben wir den künftig größten Autohersteller der Welt ganz locker zu großen Teilen (39-40 %) an die Ösis, sprich die Porsches und Piechs verscherbelt.
15.08.2009|: | donalfredo | 16
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Nachdem hier schon das hässliche Wort:, Gelbfüssler, zu lesen war, möchte ich doch für die Badener ein wenig in die Bresche springen. Natürlich gibt es auch hier wo Deutschland am schönsten und dem Paradis am nächsten ist, auch eine heimliche Nationalhymne: Das schönste Land in Deutschlands Gauen, das ist mein Badnerland, es ist so herrlich anzuschauen, und ruht in Gottes Hand.
Drum grüß´ ich Dich mein Badnerland - Badnerland, Du edle Perl´ im deutschen Land - deutschen Land, frisch auf, frisch auf, frisch auf, frisch auf, frisch auf, frisch auf, mein Badnerland ! Zu Haßlach gräbt man Silbererz, Bei Freiburg wächst der Wein, Im Schwarzwald schöne Mädchen, Ein Badner möcht´ ich sein ! In Karlsruh´ ist die Residenz, In Mannheim die Fabrik, In Rastatt ist die Festung, und das ist Badens Glück !
Alt Heidelberg du Feine, Du Stadt an Ehren reich, Am Neckar und am Rheine, Keine And´re kommt Dir gleich.
Üb immer Treu´ und Redlichkeit, Bis in Dein kühles Grab, Und weiche keinen Fingerbreit, Vom Badner Wege ab !
In diesem besten Sinne ein fröhlicher Gruß an alle.
20.08.2009|: | ralfs | 17
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Es gibt glaub ich noch einige andere Versionen. Weil sich Badener und Schwaben so gern haben hier mal eine Kostprobe: Vergiß niemals die Heimat, wo deine Wiege stand, du findest in der Ferne kein zweites Badner Land!
In Konstanz fließt der Rhein noch blau, In Mannheim wird er grau, Da fließt der dreckig Neckar rein, Die alte Schwabensau.
Von Schwaben unterdrücket, Aufs letzte ausgebeut, Wer letzten Endes sieget, Sind die tapfern Badnerleut.
In Sipplingen beim Seepumpwerk, Da pumpt man Wasser raus, Wir Badner pinkeln fröhlich rein, Die Schwaben saufens aus.
Man merkt, daß wir kei´ Schwabe sind, Und wißt ihr auch warum? Mir denken erst und schaffe dann, Bei der Schwabe isch des andersrum.
Ein Badner möcht ich auch gern sein, Denkt sich so mancher Schwob, Und weint dann still in sich hinein. Er wird es nie - gottlob.
20.08.2009|: | ralfs | 18
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Gesche so viel Gedischderei kammer eichendlich bloß die Pälzisch Weltgeschichd zitiere, awwer isch wÄß nid, wie des middem Urheberreschd is (Außerdem falld mer grod nix gescheides dodevun ei).
Was die Diskussion um Dialekte angeht: Erst mal werden ja in Deutschland nicht nur verschiedene Dialekte, sondern eigentlich vier verschiedene Sprachen gesprochen: Niederdeutsch, Mitteldeutsch, Allemannisch und Bayerisch. Und diese Sprachen sind relativ hartnäckig, die kriegt man fast nicht raus, zumal sie sich durch diverse abweichende Begriffe, Ausdrücke und so weiter unterscheiden - für die es zum Teil nicht mal Übersetzungen in die jeweils anderen Sprachen gibt. Und so schnell wird das nicht aussterben. Hier im tiefsten Niederbayern beispielsweise gibt es noch massenweise Menschen (auch ganz junge und Kinder), die zwar ausgezeichnet bayerisch reden, aber sozusagen kein Wort Deutsch (sprich: Hochdeutsch, also den Hannoveraner Dialekt des Niederdeutschen, nix anderes ist es nämlich) beherrschen. Da hilft Migration nicht viel, zumal die Mehrheit der Menschen keineswegs so furchtbar mobil ist. Schreiben lernen die Leute das schon so einigermaßen, aber sprechen ist unmöglich.
Ich denke, die Entwicklung geht dahin, dass neben vereinheitlichten Schriftsprachen sich die mündlich überlieferten Sprachen durchaus halten werden. Wenn ich im Wormser Dialekt mit meinen Geschwistern oder Verwandten rede, versteht mich meine Frau nicht, obwohl sie als gebürtige Bayerin auch nicht richtig Bayerisch kann, nur bayerisch eingefärbtes Hochdeutsch - Lehrerfamilie halt - dafür habe ich hier im Geschäft auch nach Jahrzehnten noch hier und da Schwierigkeiten, alles mitzubekommen. Aber ich finde das in Ordnung, wenn man merkt, wer "Eingeborener" und wer "Ausländer" ist, warum denn nicht? Das macht die Welt nur "farbiger". Schönen Gruss Cornelius Der Weg ist das Ziel. Kunst ist, das Schöne in den Dingen zu sehen. Liberté - Egalité - Fraternité !!!
21.08.2009|: | garibaldi | 19
Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Es gibt glaub ich noch einige andere Versionen. Weil sich Badener und Schwaben so gern haben hier mal eine Kostprobe: =) Vergiß niemals die Heimat, =) wo deine Wiege stand, =) du findest in der Ferne =) kein zweites Badner Land! =) =) In Konstanz fließt der Rhein noch blau, =) In Mannheim wird er grau, =) Da fließt der dreckig Neckar rein, =) Die alte Schwabensau. =) =) Von Schwaben unterdrücket, =) Aufs letzte ausgebeut, =) Wer letzten Endes sieget, =) Sind die tapfern Badnerleut. =) =) In Sipplingen beim Seepumpwerk, =) Da pumpt man Wasser raus, =) Wir Badner pinkeln fröhlich rein, =) Die Schwaben saufens aus. =) =) Man merkt, daß wir kei´ Schwabe sind, =) Und wißt ihr auch warum? =) Mir denken erst und schaffe dann, =) Bei der Schwabe isch des andersrum. =) =) Ein Badner möcht ich auch gern sein, =) Denkt sich so mancher Schwob, =) Und weint dann still in sich hinein. =) Er wird es nie - gottlob. =»
Es lebe Europa - bei solchen Zitaten dazumal und heute... (P.S. Die Probleme hattet stets ihr - nicht wir.)
donalfredo
13.09.2009|: | donalfredo | 20
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Ich weiß nicht, donalfredo. Unabhängig von Badnern und Schwaben: Wenn man an anderen so viele Probleme sieht, liegt eher die Vermutung nahe, dass man selber ein grundlegendes hat. Das ist die Geschichte mit dem Splitter im Auge des Gegenüber und dem Balken im eigenen Auge. Beispiel: Wenn ich glaube, dass andere auf die Wirtschaftskraft meiner Region neidisch seien (um Deinen Beitrag aus einem anderen Threat zu zitieren), kann durchaus die einfachere Variante richtig sein, dass mein Wertesystem zu materiell ausgerichtet ist und der Neid des anderen nur in meinem Kopf existiert. Manchmol isch d´Wirklichkoit anaschda als ma glabt.
Jürgen
13.09.2009|: | bele | 21
Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Ich weiß nicht, donalfredo. Unabhängig von Badnern und Schwaben: Wenn man an anderen so viele Probleme sieht, liegt eher die Vermutung nahe, dass man selber ein grundlegendes hat. =) Das ist die Geschichte mit dem Splitter im Auge des Gegenüber und dem Balken im eigenen Auge. =) Beispiel: Wenn ich glaube, dass andere auf die Wirtschaftskraft meiner Region neidisch seien (um Deinen Beitrag aus einem anderen Threat zu zitieren), kann durchaus die einfachere Variante richtig sein, dass mein Wertesystem zu materiell ausgerichtet ist und der Neid des anderen nur in meinem Kopf existiert. =) Manchmol isch d´Wirklichkoit anaschda als ma glabt. =) =» Jürgen
Hallo bele,
genau, du bringst es auf den Punkt. Lerne, wie ich, so viele Leute beiderseits kennen, dann siehst du, wo die Probleme, die heute überhaupt nicht mehr existieren müßten, stecken. Fahre durch Württemberg, und du wirst kaum jemanden finden, der sich über "die Badener" hermacht. Fahre durch Baden, und... den Rest kann ich mir schenken - also, wo stecken sie, die Probleme?
Ganz nebenbei: Ich habe eine Vielzahl badischer Bekannter "und sogar !!!" Freunde, und zwar Gute. Ich neige keineswegs dazu, zu verallgemeinern, wenn mir das jemand unterstellen möchte. Ich finde es nur kleingeistig und engstirnig, wenn man in einem friedlichen, harmonisch zusammenwachsenden Europa solche Resentiments pflegt, deshalb bin ich auch begeisterter Europäer, und habe übrigens einige Jahre gerne in Baden gelebt.
donalfredo
14.09.2009|: | donalfredo | 22
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Wahrscheinlich ist das mit Baden und Württemberg ähnlich wie mit Franken und Bayern. Normalerweise ist das kein Thema außer in Scherzen. Nur wo mir der anscheinend doch vorhandene Komplex der Franken wegen ihrer "Fremdbeherrschung" durch München echt auf den Keks geht ist im Kabarett. Ich liebe Kabarett, vor allem politisches, aber da gibt es ein paar fränkische Kabarettisten, die reiten so dermaßen penetrant auf ihrem Frankentum rum und betonen in jedem dritten Satz, wie toll die Franken doch sind, das tu ich mir nicht mehr an, wenn die mir unterkommen, schalt ich lieber ab. Da lob´ ich mir die Franken in unserem Freundeskreis. Warum müssen so ein paar Herzeigevolkstümler immer so ein schiefes Bild vermitteln, egal in welche Richtung es ausschlägt? Schönen Gruss Cornelius Der Weg ist das Ziel. Kunst ist, das Schöne in den Dingen zu sehen. Liberté - Egalité - Fraternité !!!
14.09.2009|: | garibaldi | 23
Re:Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Lerne, w i e i c h... - also, wo stecken sie, die Probleme?
Natürlich bei den anderen!!
=) Ich finde es nur kleingeistig und engstirnig, wenn man in einem friedlichen, harmonisch zusammenwachsenden Europa...
Man muss wohl begeisterter Europäer sein, um das Zusammenwachsen als friedlich und harmonisch wahrzunehmen. Oder eben das, was Du anderen unterstellst (aber das ist wieder die Geschichte mit Splitter und Balken).
...und habe übrigens einige Jahre gerne in Baden gelebt.
... und ich habe im Schwabenland...gebaut!!! und wohne jetzt seit 23 Jahren hier. Da werde ich mal Deinen Rat befolgen w i e D U ein paar kennenzulernen.
Jürgen
14.09.2009|: | bele | 24
Re:Re:Re:Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Man muss wohl begeisterter Europäer sein, um das Zusammenwachsen als friedlich und harmonisch wahrzunehmen. Oder eben das, was Du anderen unterstellst (aber das ist wieder die Geschichte mit Splitter und Balken).
Na also, bele, da hammer´s doch - zurück zur Geschichte... oder als was würdest du die heutige Zeit im Vergleich zu den vergangenen Jahrhunderten denn bezeichnen? (Nur keinem Schwaben rechtgeben müssen, wir machen so weiter wie unsere Vorfahr´n...)
donalfredo
P.S. Schön übrigens, wo unsere Diskussion um Dialekte gelandet ist.
14.09.2009|: | donalfredo | 25
Re:Der Dialekt - Luxus oder Erhalt von Kultur? Autoren - neckarblick/donalfredo
Das ist Deine W a h r n e h m u n g, dass ich keinem Schwaben recht geben möchte, , das kann ich ohne Probleme so stehen lassen; das von mir Geschriebene sind aber A r g u m e n t e, kein kleinkariertes Schwaben-/Badnerdenken.
"... wir machen so weiter wie unsere Vorfahr´n".
Meine Vorfahren haben vor 160 Jahren "Einigkeit und Recht und Freiheit" gesungen und wollten es. Wie es ausging, kann man nachlesen.