Norwegen 9764 Insel Magerøya Wer die Schönheit der Nordkapinsel Magerøya genießen aber dem Touristentrubel am Nordkap selbst entfliehen möchte, ist auf einer Wanderung zur Landzunge Knivskjelodden genau richtig. Derjenige, der sich zutraut die 18 Kilometer Fußmarsch durch nördliche Tundra durchzustehen, wird nicht nur mit grandiosen Eindrücken auf dem Wege überrascht, sondern erreicht über den nördlichsten markierten Wanderweg der Welt bei 71° 11‘ 8‘‘ den nördlichsten Punkt Europas und ist damit knapp 1,4 Kilometer nördlicher als die Touristen auf dem vielbesuchten Nordkap.
Die Wanderung beginnt bei 300 Höhenmetern an dem großen asphaltierten Wanderparkplatz an der zum Nordkap führenden Europastraße E 69 etwa 7 Kilometer vor dem Erreichen des Kaps. An der nordwestlichen Ecke des Parkplatzes führt ein Trampelpfad auf die Hochebene hinaus. Die ersten 500 Meter verläuft der Pfad etwas ansteigend in fast nördliche Richtung, um dann für die nächsten 2,5 Kilometer konsequent eine nordwestliche Richtung einzunehmen und um etwa 100 Höhenmeter abzufallen. Ein dazwischen liegendes Sumpfgebiet wird auf Holzbohlen überquert. An einer großen Steinpyramide knickt der Pfad nun nach Norden ab, durchquert über Steine zwei wasserführende Senken, führt weiter nach unten und fällt dann zwischen Kilometer 6 und 7 relativ steil um weitere 150 Meter zu einer Bucht bis fast auf Meereshöhe ab. Wer nun glaubt am Ziel zu sein, weil schon weit voraus eine große Steinpyramide mit norwegischer Flagge sichtbar ist, wird bitter enttäuscht. Nun geht es noch zwei weitere Kilometer auf schrägem und bei feuchter Witterung sehr rutschigem Fels wenige Meter oberhalb der Küstenlinie nach Norden bis man nach neun Kilometer Wegstrecke die Betonpyramide von Knivskjelodden mit einer Kugel obenauf entdeckt. Von hier hat man freien Blick auf das Polarmeer und schwärmt davon, dass sich da draußen zweitausend Kilometer hinter dem Horizont der Nordpol befindet. Rechter Hand im Südosten ragt nur 4 Kilometer entfernt der Nordkapfelsen 300 Meter in die Höhe. Meistens ist er mit einer dichten Wolkenkappe bedeckt und man bedauert nun die vielen Touristen, die dort oben im Nebel stehend im Grunde nicht sehen, wo sie wirklich sind.
Wenige Meter oberhalb der Steinpyramide befindet sich im Schutz eines großen Steines ein Stahlkasten mit dem fortlaufend durchnummerierten Besucherbuch. Ein Eintrag ist nach den Anstrengungen dieses Marsches natürlich obligatorisch. Nach Rückkehr von der Wanderung kann man im Nordkapp Camping von Honningsvåg auf die zu nennende Registriernummer ein Diplom erwerben. Darauf ist mit Stempel dokumentiert, dass man die Strapazen zum nördlichen Ende Europas auf sich genommen hat. Die Einnahmen von 50 Norw. Kronen pro Diplom kommen der Erhaltung der Wanderwege auf Magerøya zugute und sind damit gut angelegtes Geld. Zuvor steht aber noch der beschwerliche Rückweg an, denn die 300 Meter Höhenunterschied muss man nun hinauf statt hinunter gehen. Wenn dann noch – wie bei uns – ein Wetterumschwung dazu kommt und man im oberen Teil des Weges durch den Nebel tapst, ist man ganz froh, dass der Kompass dabei ist und man sich nochmals von der richtigen Richtung des Pfades überzeugen kann.